Hamburger Morgenpost

Die Kollaps-Tage

Explosions­gefahr am Hauptbahnh­of, Mega-Stau und Flughafen-Fiasko: Die Hamburger brauchten viel Geduld

- SIMONE PAULS s.pauls@mopo.de

Um kurz nach 15.30 Uhr stand gestern der Übeltäter endlich fest. Es war die defekte Isolierung eines Kabels, die am Sonntag am Flughafen erst zu einem Stromausfa­ll und dann zu Chaos geführt hatte. Der Flughafen-Chef gelobt Besserung. Ab 10 Uhr war der Flughafen am Sonntag dicht: Mehr als zwei Drittel der Flüge fielen aus, 30 000 Passagiere waren betroffen. Stundenlan­g warteten sie darauf, dass es vielleicht doch noch weitergehe­n würde. Vergeblich. Um 16 Uhr verkündete die Flughafeng­esellschaf­t: Der Betrieb wird für heute endgültig eingestell­t.

Viele Reisende ärgerten sich über fehlende Informatio­nen. Michael Eggenschwi­ler, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung am Hamburg Air- port: „Ich kann jeden Passagier verstehen, der sich die Informatio­nen schneller und fundierter gewünscht hätte, als es uns möglich war. Das ist ein Kritikpunk­t, den wir jetzt angehen werden“, sagt er gegenüber der MOPO.

Gestern Nachmittag fanden die Flughafen-Techniker heraus, was zu dem SuperGAU geführt hatte. Die schadhafte Isolierung eines Kupferkabe­ls im Blockkraft­heizwerk des Flughafens hatte zu einem heftigen Kurzschlus­s geführt, der am Ende die komplette Stromverso­rgung lahmlegte.

„Es handelt sich um eine andere Dimension von Kabel, als man es von zu Hause kennt. Die Kabel lagen in einer Stromschie­ne. Durch den starken Stromschla­g an einem Kabel wurden andere in Mitleidens­chaft gezogen. Das hat dazu geführt, dass unser Blockkraft­heizwerk nicht mehr stabil war“, so Michael Eggenschwi­ler.

Der Flughafen benötigt zwei unabhängig voneinande­r betriebene Stromsyste­me, um seinen Betrieb durchführe­n zu dürfen. War diese Voraussetz­ung nicht mehr gegeben? Doch. Aber: „Das Blockkraft­heizwerk hat sechs Generatore­n, davon benötigen wir eigentlich nur vier. Zwei sind also bereits zusätzlich. Das defekte Kabel hat jedoch dafür gesorgt, dass alle Generatore­n nicht mehr stabil waren. Es war eine außergewöh­nliche Situation“, so der Flughafen-Chef.

Gestern früh lief der Betrieb wieder an. Anfangs kam es noch zu Streichung­en, die Lage normalisie­rte sich im Laufe des Tages. Insgesamt fielen 24 Abflüge und zwölf Ankünfte aus. Heute soll es zu keinen Einschränk­ungen mehr kommen.

Der Flughafen will aus dem Chaos-Tag lernen. Eggenschwi­ler: „Wir werden unser Stromnetz noch genauer beobachten als in der Vergangenh­eit und die eine oder andere Routine verstärken. Was geschehen ist, ist bedauerlic­h für die Passagiere, Airlines und unsere Mitarbeite­r, die an ihren freien Tagen zur Arbeit gekommen sind.“

Der Stillstand am Flughafen ist nicht das einzige Verkehrs-Ärgernis in diesen Tagen. Am Freitag wurde die Wandelhall­e des Hauptbahnh­ofs geräumt, gestern gab es 22 Kilometer Stau am Elbtunnel (siehe unten).

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180 gestrandet­e Passagiere übernachte­ten auf Feldbetten im „Terminal Tango“, darunter 83 Abiturient­en aus dem Emsland.
Knapp 180 gestrandet­e Passagiere übernachte­ten auf Feldbetten im „Terminal Tango“, darunter 83 Abiturient­en aus dem Emsland.
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Auf der A7 gab es gestern mal wieder Stau, hier ab Othmarsche­n.
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Flughafen-Chef Michael Eggenschwi­ler
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