Die Kollaps-Tage
Explosionsgefahr am Hauptbahnhof, Mega-Stau und Flughafen-Fiasko: Die Hamburger brauchten viel Geduld
Um kurz nach 15.30 Uhr stand gestern der Übeltäter endlich fest. Es war die defekte Isolierung eines Kabels, die am Sonntag am Flughafen erst zu einem Stromausfall und dann zu Chaos geführt hatte. Der Flughafen-Chef gelobt Besserung. Ab 10 Uhr war der Flughafen am Sonntag dicht: Mehr als zwei Drittel der Flüge fielen aus, 30 000 Passagiere waren betroffen. Stundenlang warteten sie darauf, dass es vielleicht doch noch weitergehen würde. Vergeblich. Um 16 Uhr verkündete die Flughafengesellschaft: Der Betrieb wird für heute endgültig eingestellt.
Viele Reisende ärgerten sich über fehlende Informationen. Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung am Hamburg Air- port: „Ich kann jeden Passagier verstehen, der sich die Informationen schneller und fundierter gewünscht hätte, als es uns möglich war. Das ist ein Kritikpunkt, den wir jetzt angehen werden“, sagt er gegenüber der MOPO.
Gestern Nachmittag fanden die Flughafen-Techniker heraus, was zu dem SuperGAU geführt hatte. Die schadhafte Isolierung eines Kupferkabels im Blockkraftheizwerk des Flughafens hatte zu einem heftigen Kurzschluss geführt, der am Ende die komplette Stromversorgung lahmlegte.
„Es handelt sich um eine andere Dimension von Kabel, als man es von zu Hause kennt. Die Kabel lagen in einer Stromschiene. Durch den starken Stromschlag an einem Kabel wurden andere in Mitleidenschaft gezogen. Das hat dazu geführt, dass unser Blockkraftheizwerk nicht mehr stabil war“, so Michael Eggenschwiler.
Der Flughafen benötigt zwei unabhängig voneinander betriebene Stromsysteme, um seinen Betrieb durchführen zu dürfen. War diese Voraussetzung nicht mehr gegeben? Doch. Aber: „Das Blockkraftheizwerk hat sechs Generatoren, davon benötigen wir eigentlich nur vier. Zwei sind also bereits zusätzlich. Das defekte Kabel hat jedoch dafür gesorgt, dass alle Generatoren nicht mehr stabil waren. Es war eine außergewöhnliche Situation“, so der Flughafen-Chef.
Gestern früh lief der Betrieb wieder an. Anfangs kam es noch zu Streichungen, die Lage normalisierte sich im Laufe des Tages. Insgesamt fielen 24 Abflüge und zwölf Ankünfte aus. Heute soll es zu keinen Einschränkungen mehr kommen.
Der Flughafen will aus dem Chaos-Tag lernen. Eggenschwiler: „Wir werden unser Stromnetz noch genauer beobachten als in der Vergangenheit und die eine oder andere Routine verstärken. Was geschehen ist, ist bedauerlich für die Passagiere, Airlines und unsere Mitarbeiter, die an ihren freien Tagen zur Arbeit gekommen sind.“
Der Stillstand am Flughafen ist nicht das einzige Verkehrs-Ärgernis in diesen Tagen. Am Freitag wurde die Wandelhalle des Hauptbahnhofs geräumt, gestern gab es 22 Kilometer Stau am Elbtunnel (siehe unten).