PS-Protze: Polizei kassiert 205 Wagen ein
Spezialeinheit verfolgt seit acht Monaten aggressive Fahrer – mit großem Erfolg
Seit acht Monaten patrouillieren die Männer der „Kontrollgruppe Autoposer“auf Hamburgs Straßen – und ihre Erfolgsbilanz ist beeindruckend: Sage und schreibe 205 illegal getunte Fahrzeuge haben die Polizei-Experten in dieser kurzen Zeit schon sichergestellt. Das ist etwa jedes neunte der insgesamt 1788 kontrollierten Autos.
Für Polizeisprecherin Evi Theodoridou ist klar: „Die Bilanz der Kollegen beweist, wie sinnvoll die Einrichtung dieser Fachdienststelle war.“ Im September hatten die Beamten der Verkehrsdirektion ihre Arbeit aufgenommen. Sie wurden auf technischem Gebiet speziell geschult und waren mit Geräten ausgestattet, die den Lärmpegel der Schalldämpfer messen können. Der ist nämlich im Fahrzeugschein eingetragen. In der „Poser“-Szene ist ein „kerniger“Sound extrem wichtig.
Oft werden Teile der Auspuffanlage entfernt, damit ein Auto extrem laut ist – das aber führt zum Erlöschen der Betriebserlaubnis. In so einem Fall, aber auch bei illegalem Motortuning oder nicht eingetragener Tieferlegung, lassen die Polizisten den Wagen abschleppen und er wird einem KfzGutachter vorgestellt. In allen 205 Fällen, bei denen die Polizei einen entsprechenden Verdacht hatte, bestätigten Gutachter die Manipulationen. Neben manipulierten Schalldämpfern wurden auch Fälle festgestellt, bei denen der AuspuffSound mit einem Steuergerät laut oder leise eingestellt werden kann.
Damit wurde auch der Ex-Bundesliga-Torwart Tim Wiese am Ballindamm erwischt. Er hatte den Klappenauspuff seines weißen Lamborghini Aventador so gesteuert. Das 350 000 Euro teure Fahrzeug wurde sichergestellt.
Und wie geht es für die betroffenen Autofahrer weiter? Nach dem Gutachten haben sie die Möglichkeit, ihren Wagen in eine Werkstatt schleppen zu lassen. Wenn dort die Manipulationen beseitigt wurden, kann man das Auto erneut bei der Zulassungsstelle vorführen. Nach der TÜV-Abnahme darf man dann wieder fahren. Die Prozedur kostet locker einen höheren vierstelligen Betrag. Das schreckt die Autoposer offenbar ab. Vor allem auf dem Jungfernstieg ist es deutlich ruhiger geworden –
und das kommt bei den Anliegern gut an.
Polizeisprecherin Evi Theodoridou: „Die Maßnahmen der Kontrollgruppe Autoposer stoßen auf eine breite Akzeptanz der Bevölkerung.“Neben den Manipulationen an den Autos geht es der Polizei aber auch um aggressives Fahrverhalten und illegale Rennen. So schrieben die Beamten 89 Verkehrsstrafanzeigen. Nach dem neuen Paragrafen 315d/StGb „Verbotene Kraftfahrzeugrennen“können solche Delikte deutlich härter bestraft werden. Bis zu zehn Jahre Haft können verhängt werden – wenn es bei den Rennen Schwerverletzte oder gar Tote gibt. Außerdem kann ein Richter die Autos als „Tatmittel“einziehen.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft führt aktuell bereits gegen 20 Personen entsprechende Verfahren. Erste Anklagen liegen den Gerichten vor. Juristen und Polizisten erwarten nun mit Spannung erste Gerichtsurteile und hoffen auch auf eine höchstrichterliche Entscheidung, wie der neue Paragraf angewendet werden soll. So dürfte es bei den ersten Gerichtsverhandlungen beispielsweise darum gehen, wie und über welche Strecke die Polizei beweissicher ein illegales Autorennen im Stadtgebiet dokumentiert.