Hamburger Morgenpost

Die Pleite mit dem Huren-Gesetz

FLOP Weil das Personal fehlt, werden kaum Prostituie­rte untersucht und keine BordellErl­aubnisse erteilt

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Das Prostituie­rtenschutz­gesetz sollte die Bedingunge­n im Sex-Gewerbe deutlich verbessern. Vor knapp einem Jahr trat es bundesweit in Kraft. Die Umsetzung verläuft jedoch schleppend – und ist in Hamburg eine ziemlich schlaffe Nummer! Der Senat sieht das natürlich nicht so. Geht’s nach dessen Vertretern, befindet sich Hamburg auf einem „sehr guten Weg“– die Zahlen, die aus einer aktuellen Senatsantw­ort auf eine parlamenta­rische Anfrage von Franziska Rath (CDU) hervorgehe­n, sprechen jedoch eine andere Sprache.

So haben im Zeitraum von November 2017 bis April 2018 gerade einmal 691 Gesundheit­sberatunge­n stattgefun­den. Die sind ein verbindlic­her Part der inzwischen geltenden Anmeldepfl­icht. „Sollte es tatsächlic­h 6000 Prostituie­rte in Hamburg geben, wären gerade einmal ein wenig über 10 Prozent bei der Gesundheit­sberatung gewesen“, kritisiert Rath.

Ein Grund für die überschaub­are Zahl? Wenig Personal in den Behörden. Nur zwei Vollzeit-Stellen sind in der Gesundheit­sberatung besetzt, dazu eine in der Verwaltung. Die Folge: Bis Mai wurden 479 Anmeldunge­n für den sogenannte­n HurenPass entgegenge­nommen, aber 1129 Termine vergeben. Viele Betroffene befinden sich in einer Warteschle­ife.

„In Hamburg herrscht beim Schutz ausgebeute­ter Prostituie­rter Stillstand!“, wettert der Bundestags­abgeordnet­e Marcus Weinberg (CDU). Er fordert mehr Engagement vom Senat.

Wird auch Zeit. Seit 1. Juli 2017 gibt’s das neue Huren-Gesetz immerhin. Seitdem benötigen Bordelle auch eine Betriebser­laubnis. Exakt 126 Anträge wurden in Hamburg bislang gestellt – jedoch kein einziger Antrag beschieden. Die umfangreic­hen Prüfungen seien noch nicht abgeschlos­sen, heißt es dazu vom Senat. Auch die Kondom-Pflicht wurde bislang nicht kontrollie­rt – weil unter anderem das Personal dafür noch nicht vorhanden ist.

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