Die Skandal-Kita: Drei Mitarbeiter packen aus
„Katastrophale“Bedingungen: Neue massive Vorwürfe gegen das Deutsche Rote Kreuz
Sie wollten jenen helfen, die es am nötigsten brauchen: Flüchtlingskindern. Ihnen einen geregelten Alltag und ein Stück Heimat bieten. Doch ihre Hoffnungen wurden zerschlagen, geblieben sind Enttäuschung und Wut. Die MOPO sprach mit drei ehemaligen Mitarbeiterinnen der Skandal-Kita Plaggenmoor. Sie bestätigen skandalöse Zustände und greifen den Träger der Kita, das Deutsche Rote Kreuz Harburg (DRK), massiv an.
Alles so gestalten, wie sie es wollen. Die Räume neu einrichten. Schulungen, Fortbildungen. Die Versprechungen des DRK seien überzeugend gewesen, so die Mitarbeiterinnen. Sie gaben ihre Jobs auf und wechselten in die Kita Plaggenmoor. Doch schnell wurde klar: Das Arbeiten ist eine „Katastrophe“. Als die Kita eröffnete, seien auf einen Schlag mehr als 50 Drei- bis Sechsjährige zur Eingewöhnung gekommen – bei nur drei Mitarbeiterinnen. In der Krippe (Ein- bis Dreijährige) sollen es mehr als 20 Kinder und zwei Mitarbeiterinnen gewesen sein – beide ohne Erzieherausbildung.
„Es war schlimm. Einige Kinder weinten ununterbrochen. Viele der älteren Kinder mussten noch gewickelt werden. Eigentlich konnten wir nur dafür sorgen, dass sich niemand verletzt“, so eine ehemalige Mitarbeiterin.
Elterngespräche, Vorschularbeit, Entwicklungsberichte – all das habe es nicht gegeben. „Es war eine reine Aufbewahrungsanstalt ohne pädagogische Arbeit“, sagt eine andere Ehemalige. Stattdessen ständig wechselnde, unausgebildete Hilfskräfte – und massive Probleme im Umgang mit vielen der Flüchtlingskinder.
„Fast alle Flüchtlingseltern sprachen kein Deutsch. Die Kinder bekamen Essen, das sie nicht kannten und nicht probieren wollten.“Hinzu kamen massive Mängel in den Räumlichkeiten. So habe es nicht einmal eine Waschmaschine gegeben. „Die Kleinsten mussten eine Woche dieselben Lätzchen tragen. Die waren ganz vergammelt.“Immer wieder habe man sich bei der Leitung beschwert. „Aber wir wurden mit den Problemen alleingelassen. Wir konnten nicht mehr, hätten dringend Hilfe gebraucht.“
Dass „unartige“Kinder bestraft, angebrüllt und an ihnen gezerrt wurde, bestätigt eine der Frauen. Auch dass Mitarbeiterinnen ein pummeliges Mädchen „Fetti“genannt haben und einen Jungen, dem durch eine Fehlbildung die linke Hand fehlt, „Behindi“, wissen sie. „Zwei Mitarbeiterinnen haben das ständig gemacht. Beide arbeiten nach wie vor dort.“Trotz allem ist ihnen sehr wichtig: „Nicht alle dort leisten schlechte Arbeit. Einige sind sehr engagiert und opfern sich auf. Andere aber sollten nicht mit Kindern arbeiten.“
Die Frauen sind sich einig: Gerade in einer Kita mit so vielen Flüchtlingskindern dürfe man keine Hilfskräfte, sondern nur ausgebildetes Personal einsetzen.
DRK-Vorstand Harald Krüger weist die Vorwürfe zurück. „Die Mitarbeiter, die zur Eingewöhnung der Kinder in der Kita tätig waren, sind ausgebildete Sozialpädagogen oder Erzieher“, sagt er. Auch Elterngespräche habe es gegeben. Beim Umgang mit Kindern aus geflüchteten Familien stimmt er den Frauen aber zu. Das sei eine Herausforderung, „nicht nur aufgrund der personellen Situation“. Diese Kinder bräuchten eine besondere Förderung und Beachtung.