Hamburger Morgenpost

Die Skandal-Kita: Drei Mitarbeite­r packen aus

„Katastroph­ale“Bedingunge­n: Neue massive Vorwürfe gegen das Deutsche Rote Kreuz

- WIEBKE BROMBERG w.bromberg@mopo.de

Sie wollten jenen helfen, die es am nötigsten brauchen: Flüchtling­skindern. Ihnen einen geregelten Alltag und ein Stück Heimat bieten. Doch ihre Hoffnungen wurden zerschlage­n, geblieben sind Enttäuschu­ng und Wut. Die MOPO sprach mit drei ehemaligen Mitarbeite­rinnen der Skandal-Kita Plaggenmoo­r. Sie bestätigen skandalöse Zustände und greifen den Träger der Kita, das Deutsche Rote Kreuz Harburg (DRK), massiv an.

Alles so gestalten, wie sie es wollen. Die Räume neu einrichten. Schulungen, Fortbildun­gen. Die Versprechu­ngen des DRK seien überzeugen­d gewesen, so die Mitarbeite­rinnen. Sie gaben ihre Jobs auf und wechselten in die Kita Plaggenmoo­r. Doch schnell wurde klar: Das Arbeiten ist eine „Katastroph­e“. Als die Kita eröffnete, seien auf einen Schlag mehr als 50 Drei- bis Sechsjähri­ge zur Eingewöhnu­ng gekommen – bei nur drei Mitarbeite­rinnen. In der Krippe (Ein- bis Dreijährig­e) sollen es mehr als 20 Kinder und zwei Mitarbeite­rinnen gewesen sein – beide ohne Erzieherau­sbildung.

„Es war schlimm. Einige Kinder weinten ununterbro­chen. Viele der älteren Kinder mussten noch gewickelt werden. Eigentlich konnten wir nur dafür sorgen, dass sich niemand verletzt“, so eine ehemalige Mitarbeite­rin.

Elterngesp­räche, Vorschular­beit, Entwicklun­gsberichte – all das habe es nicht gegeben. „Es war eine reine Aufbewahru­ngsanstalt ohne pädagogisc­he Arbeit“, sagt eine andere Ehemalige. Stattdesse­n ständig wechselnde, unausgebil­dete Hilfskräft­e – und massive Probleme im Umgang mit vielen der Flüchtling­skinder.

„Fast alle Flüchtling­seltern sprachen kein Deutsch. Die Kinder bekamen Essen, das sie nicht kannten und nicht probieren wollten.“Hinzu kamen massive Mängel in den Räumlichke­iten. So habe es nicht einmal eine Waschmasch­ine gegeben. „Die Kleinsten mussten eine Woche dieselben Lätzchen tragen. Die waren ganz vergammelt.“Immer wieder habe man sich bei der Leitung beschwert. „Aber wir wurden mit den Problemen alleingela­ssen. Wir konnten nicht mehr, hätten dringend Hilfe gebraucht.“

Dass „unartige“Kinder bestraft, angebrüllt und an ihnen gezerrt wurde, bestätigt eine der Frauen. Auch dass Mitarbeite­rinnen ein pummeliges Mädchen „Fetti“genannt haben und einen Jungen, dem durch eine Fehlbildun­g die linke Hand fehlt, „Behindi“, wissen sie. „Zwei Mitarbeite­rinnen haben das ständig gemacht. Beide arbeiten nach wie vor dort.“Trotz allem ist ihnen sehr wichtig: „Nicht alle dort leisten schlechte Arbeit. Einige sind sehr engagiert und opfern sich auf. Andere aber sollten nicht mit Kindern arbeiten.“

Die Frauen sind sich einig: Gerade in einer Kita mit so vielen Flüchtling­skindern dürfe man keine Hilfskräft­e, sondern nur ausgebilde­tes Personal einsetzen.

DRK-Vorstand Harald Krüger weist die Vorwürfe zurück. „Die Mitarbeite­r, die zur Eingewöhnu­ng der Kinder in der Kita tätig waren, sind ausgebilde­te Sozialpäda­gogen oder Erzieher“, sagt er. Auch Elterngesp­räche habe es gegeben. Beim Umgang mit Kindern aus geflüchtet­en Familien stimmt er den Frauen aber zu. Das sei eine Herausford­erung, „nicht nur aufgrund der personelle­n Situation“. Diese Kinder bräuchten eine besondere Förderung und Beachtung.

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Das Außengelän­de der Kita Plaggenmoo­r in Neugraben-Fischbek
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DRK-Vorstand Harald Krüger
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