Funkelschatz & Geisterhaus
„KINDERSPIEL DES JAHRES“Wir haben die drei Nominierten getestet
HAMBURG – Zum 18. Mal wird heute in Hamburg der Preis „Kinderspiel des Jahres“vergeben. Viele Menschen vertrauen den Empfehlungen der Jury – denn der Brettspielkauf ist schwierig. Wir haben die drei Nominierten getestet.
„Ich hab’s“, ruft Leon – und zeigt stolz, wie er ein Auge, den Abenteurer, die Schlange und zwei Schatzkisten in den grünen Raum bugsiert hat. Und nichts weiter. Immer wieder wollte das zweite Auge in den Raum rollen, die dritte Schatzkiste rutschte nach. „Panic Mansion“wird allein durch Kippen und Rütteln am Karton gespielt. Alle versuchen gleichzeitig, die ausliegenden Aufgaben zu erfüllen und so den Spuk im Haus zu besiegen. „Panic Mansion“ist das Familienund Erwachsenenspiel unter den nominierten Spielen zum „Kinderspiel des Jahres“. In reinen Kinderrunden fehlt für die Feinarbeit aber oft die Geduld. „Funkelschatz“: Den Preis für das schönste Spiel(material) hat zweifellos das preisgünstige „Funkelschatz“verdient. In einer Säule aus durchsichtigen Eisringen liegen mehrfarbige Funkelsteine. Der Drachenpapa, der Spieler, der an der Reihe ist, bringt das Eis zum Schmelzen, indem er den oberen Ring abhebt. Vorher haben reihum alle Mitspieler eine Farbe ausgewählt und sich für die Steine entschieden, von denen am meisten herunterpurzeln werden. Jeder darf nun „seine“Steine sammeln. Eine hübsche, aber nur wenig taktisch zu beeinflussende Funkelsteinsammelei!
„Emojito!“: „Hast du gerade glücklich geschaut?“, fragt Ella, als sie den Gesichtsausdruck bewerten soll. Kein Kommentar. Dass „Emojito!“funktioniert, ist kaum zu glauben. Wie bitte soll mit dem Gesicht eine Biene mit Trinkhalm oder ein Huhn mit Regenwurm um den Schnabel dargestellt werden? Es geht! Bei „Emojito!“spielen, gewinnen und verlieren alle auch in großer Kinderrunde gemeinsam. Ein Spieler schaut sich ein Bild an und stellt es mit Gesichtsausdruck, mit Geräuschen oder beidem dar. Jetzt wird die Karte unter sechs andere gemischt, die um den Spielplan herumgelegt werden. Auf ihrer Wählscheibe stellen die Spieler ein, welches der Bilder dargestellt wurde. Tatsächlich: Der schielende Kaktus bin ich – und wurde erkannt! Alle üben sich im Grimassieren, es gibt Varianten für Teams. Beschwingt verlassen alle das Spiel. Das ist preisverdächtig.
Mehr als 160 Spiele hat die Jury getestet und auch viele Mängel festgestellt. „Viele Spiele wurden von den Verlagen zu wenig getestet. Auf den ersten Blick außergewöhnliche Spielideen waren nicht richtig austariert. Mal unterfordert der Geschicklichkeitsanteil die Kinder, während das Memo-Element zu anspruchsvoll ist. Spielmaterial aus Pappe war häufig nicht stabil genug“, so JuryKoordinatorin Sabine Koppelberg. Auch diese Spiele sind im Handel und werden (teuer) verkauft.