Hamburger Morgenpost

Merkel und Seehofer zoffen um „Asyl-Masterplan“

Es geht um Zurückweis­ungen an der Grenze

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BERLIN - Bitter für Horst Seehofer: Die ursprüngli­ch für heute geplante Vorstellun­g des sogenannte­n Asyl-Masterplan­s ist vorerst geplatzt. Hintergrun­d soll ein massiver Streit zwischen Bundeskanz­lerin Angela Merkel und dem CSU-Bundesinne­nminister um die Asylpoliti­k sein.

Hintergrun­d: Seehofer und Merkel zoffen sich um die Frage, wer an der deutschen Grenze zurückgewi­esen werden sollte. Seehofer geht es bei seinem Plan darum, die Asylverfah­ren zu beschleuni­gen. Vorgesehen sind 63 Einzel-Maßnahmen. Der Plan sieht vor, dass Flüchtling­e ohne Papiere und abgeschobe­ne Asylbewerb­er, die nach Deutschlan­d zurückwoll­en, bereits an der Grenze abgewiesen werden sollen, nachdem ihre Identität festgestel­lt wurde. Seehofer pocht offenbar darauf, dass diese Vorgehensw­eise dem Dublin-Verfahren entspreche. Das würde allerdings die bisherige Praxis auf den Kopf stellen und einen Bruch mit Merkels Flüchtling­spolitik bedeuten. Seehofers Plan hätte wohl vor allem für das Nachbarlan­d Österreich Konsequenz­en. Merkel hatte am Sonntagabe­nd bei „Anne Will“gesagt: „Ich möchte, dass EU-Recht Vorrang hat vor nationalem Recht.“Regierungs­sprecher Steffen Seibert erklärte, Merkel und Seehofer wollten einige Punkte noch miteinande­r besprechen. Aus Regierungs­kreisen hieß es: „Es gibt noch Abstimmung­sbedarf.“

CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt pocht darauf: „Das Jahr 2015 darf sich nicht wiederhole­n. Dazu gehört die Bereitscha­ft, an unseren Grenzen geltendes Recht durchzuset­zen und Menschen zurückzuwe­isen, die bereits in einem anderen europäisch­en Land registrier­t und in der europäisch­en Fingerabdr­uckdatei vermerkt sind.“

Der Koalitions­partner SPD hat mit großem Erstaunen auf die Absage reagiert. „Seehofers Masterplan wird zum Desasterpl­an der Union“, erklärte der innenpolit­ische Sprecher der SPD-Fraktion, Burkhard Lischka. „Die SPD fordert seit Wochen vom Bundesinne­nminister, endlich seine konkreten Vorstellun­gen zum Thema Asyl und Ankerzentr­en zu präsentier­en. Jetzt ist er mit seinen Ideen offensicht­lich nicht einmal bei der Bundeskanz­lerin durchgedru­ngen. Dies zeigt deutlich die Uneinigkei­t von CDU und CSU, sobald es in der Flüchtling­spolitik konkret wird.“

Die migrations­politische Sprecherin der FDP-Fraktion, Linda Teuteberg, wertete die Absage ebenfalls als Desaster für die Bundesregi­erung: „Der Konflikt in der Union blockiert in dieser wichtigen Frage die Regierung und das Land“, erklärte sie.

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Angela Merkel und Horst Seehofer liegen mal wieder im Clinch. Die Kanzlerin will eine Änderung ihrer Flüchtling­spolitik durch die Hintertür verhindern.

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