Hamburger Morgenpost

„Schade, dass Schumi nicht dabei sein konnte“

FORMEL 1 Montréal-Gewinner Sebastian Vettel widmet seinen 50. Sieg dem Rekord-Weltmeiste­r

- Von OLIVER REUTER

Diese rührenden Worte dürften Michael Schumacher (49) in der Reha in der Schweiz ans Herz gegangen sein. Sebastian Vettel (30) widmete seinen 50. Formel-1-Grand-Prix-Sieg in Montréal seinem Kindheitsi­dol!

„In den letzten Runden musste ich viel an Michael denken, an seinen letzten Sieg hier vor 14 Jahren“, sagte Vettel über Schumis siebten und letzten Sieg in Kanada 2004.

Diesen Rekord verteidigt­e Vettel mit seinem zweiten Sieg hier nach 2013 (im Red Bull), der enttäusche­nde WM-Rivale Lewis Hamilton (33) blieb als Fünfter bei sechs Kanada-Siegen.

Vettel wirkte bedrückt, als er über den nach seinem tragischen Skiunfall Ende 2013 ans Bett gefesselte­n Freund Schumi sprach: „Es ist schade, dass er nicht dabei sein konnte. Es ist unglaublic­h für mich, in dieser Position zu sein, für das gleiche Team wie er zu fahren.“

Nicht nur Millionen Fans fragen sich: Konnte Schumi den Jubiläumss­ieg seines Ferrari-Nachfolger­s im TV sehen? Das ist Spekulatio­n. Dass dem Rehapatien­ten seine eigenen Rennen zur Stimulatio­n gezeigt werden, drang lediglich als Gerücht aus dem Dunstkreis seiner alten Ferrari-Weggefährt­en wie Jean Todt (72) und Ross Brawn (63).

Zuletzt sprach der langjährig­e Testfahrer Luca Badoer (47) über seine Treffen mit Schumi: „Die Besuche bei ihm werden nur sehr wenigen Menschen auf Geheiß von Corinna gewährt.“Details über seinen Gesundheit­szustand seien aber tabu. Der Italiener: „Die Familie will darüber eine

Art Geheimhalt­ung bewahren, und ich respektier­e ihren Willen weitgehend.

Sie tun das alles um Michaels Willen.“

Ob auch Vettel Schumi schon besuchte, ließ er offen. Er sagte aber zuletzt der „Gazzetta dello Sport“: „Michael fehlt mir wirklich sehr – nicht nur wegen seiner ungeheuren Erfahrung, sondern auch, weil er brillanter und sympathisc­her war, als sich die Leute vorstellen können. Ich hoffe, dass ich ihn eher früher als später wiedersehe­n werde.“

Aber noch ein anderer Ferrari-Triumph in Montréal machte Vettel sentimenta­l: der von Gilles Villeneuve (†32) 1978: „Gerade 40 Jahre nach Villeneuve hier zu siegen, auf einer Bahn, die seinen Namen trägt, auf welcher sein Sohn Jacques seinen 1978er Wagen gefahren hat, den Renner eines Piloten, der den Kanadiern und allen Ferraristi so viel bedeutet – das ist pure Magie.“

Nach Villeneuve und Schumi verkörpert nun Vettel die Hoffnung der Fans auf den ersten WM-Titel seit 2007. „Ferrari lebt noch, ich bin unglaublic­h stolz, Teil dieser Geschichte zu sein“, sagte Vettel, der nun wieder mit einem Punkt vor Hamilton führt. Doch er bleibt auf dem Teppich: „Die WM-Führung ist egal, es ist noch ein sehr langer Weg. Der Sieg bedeutet mehr.“

„Ferrari lebt noch, ich bin unglaublic­h stolz, Teil dieser Geschichte zu sein.“Sebastian Vettel

so einmalig macht, dass es Weltkultur­erbe sein sollte. Ob da am Ende dieser Titel steht, ist gar nicht entscheide­nd“, erklärt sie und gibt zu, vor lauter Streit „ein bisschen emotional“geworden zu sein. Der Gegenwind nimmt sie sichtlich mit.

„Ich sehe hier kaum normale Arbeiter. Euch geht es doch nicht um die Anwohner, sondern darum, den Kiez mit dem Etikett Weltkultur­erbe zu versehen, weil das dann in jedem Reiseführe­r steht“, wirft eine Mittvierzi­gerin den Planern vor. Und Michel Ruge stimmte zu: „Selbstbewe­ihräucheru­ng“, schimpfte er.

Nach mehr als einer Stunde dicker Luft steht fest, dass die Pläne nicht nur bei der UNESCO-Jury noch einige Überzeugun­gsarbeit leisten müssen. Die härteste Prüfung wartet direkt vor der Haustür.

 ??  ?? 13. Juni 2004: Michael Schumacher feiert seinen siebten Kanada-Sieg.10. Juni 2018: Sebastian Vettel legt nach seinem50. GP-Sieg die Hand aufs FerrariWap­pen.
13. Juni 2004: Michael Schumacher feiert seinen siebten Kanada-Sieg.10. Juni 2018: Sebastian Vettel legt nach seinem50. GP-Sieg die Hand aufs FerrariWap­pen.
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