Die Mutter, die ihr Kind peinigte und verkaufte
Im Hauptprozess zeigen sich unfassbare Abgründe
FREIBURG - Misshandelt, missbraucht, vergewaltigt – zwei Jahre lang hat der kleine Junge Unfassbares erdulden müssen. Seine eigene Mutter und deren Freund verkauften ihn über das Internet an fremde Männer. Mit der Schilderung schwerster Sexualverbrechen an dem wehrlosen Kind begann in Freiburg der Prozess gegen die beiden Hauptbeschuldigten.
Mehr als drei Stunden zog sich die Verlesung der mehr als hundert Seiten langen Anklageschrift, die auflistet, was die 48-jährige Mutter Berrin T. und ihr einschlägig vorbestrafter Lebensgefährte Christian L. (39) dem heute Neunjährigen angetan haben und von anderen Männern haben antun lassen. Von Fesselungen ist die Rede, extremen Demütigungen, Beschimpfungen, Drohungen, körperlicher Gewalt und Vergewaltigungen.
Viele der Taten wurden gefilmt – die, die das Paar beging, wie auch die, die die Freier an dem sich laut Anklage „massiv ekelnden“und völlig wehrlosen Kind vollzogen. Gegen Bezahlung wurden ihnen perverseste Handlungen ermöglicht
Die genaue Rolle der Mutter dabei blieb bislang unklar. Was die Anklage nun gegen die arbeitslose Frau vorbrachte, ist an Rohheit kaum zu übertreffen. Berrin T. lernte Christian L. vor ein paar Jahren bei der Tafel in Staufen im Schwarzwald kennen. Es habe sich „eine Art familiäre Beziehung“entwickelt, das Kind habe „Papa“zu L. gesagt, führt Staatsanwältin Nikola Novak aus. Dabei habe die Mutter über dessen pädophile Orientierung „von Anfang an“Bescheid gewusst. Auch dass ihm jeder Kontakt zu Kindern verboten gewesen sei.
Unglaublich: T. stimmte dennoch nicht nur einer Beziehung zu. Sie organisierte ihrem Partner auch ein ihr von einer Bekannten zeitweise zur Betreuung übergebenes geistig behindertes dreijähriges Mädchen als Missbrauchsopfer. Auch Berrin T. verging sich für Videofilme an ihr. Als sich das Mädchen zunehmend auffällig verhielt, beendete die Mutter den Kontakt. Zu dieser Zeit hatte auch schon das Martyrium ihres eigenen Sohnes begonnen.
„Verschiedene Vergewaltigungstaten“habe sie an ihm vollzogen. Auch Christian L. habe das damals sechs oder sieben Jahre alte Kind vergewaltigt, die Mutter habe das „vollumfänglich“gebilligt. Wenig später begann das Paar, den Jungen im Darknet für Vergewaltigungen gegen Geld anzubieten.
Wie kann ein Kind solche Qualen überstehen? Der Junge lebt inzwischen in einer Pflegefamilie. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut, sagte Anwältin Katja Ravat im Interview mit dem „Stern“.