„Das sind die Narben
Die Tennislegende spricht über Schmerzgrenzen und die Jugend von heute
Künstliche Hüftgelenke, ein versteiftes Fußgelenk, jahrelang schlimme Schmerzen – Tennisidol Boris Becker (50) sprach gestern beim Gesundheitskongress der „Zeit“über den hohen Preis, den er für seine Erfolge auf den Turnieren der Welt zahlt. Schwer saß der einstige Superstar in einem Sessel e und sinnierte Sportler, die machen wollen mehr über Gren-
ept, wenn Boris ker durch die ghafenkontroleht – die metalen „Ersatzteile“seinem Körper. Ü er ein aktuelles ter-Foto, das hn bei seinem berühmten Aufschlag zeigt, juxt er: „Ich poste nur das Foto, die Geschwindigkeit, in der das passiert, zeige ich lieber nicht.“Er sei froh, dass man heutzutage bei jeder Gelegenheit Turnschuhe tragen kann: „Mit meinem versteiften Fußgelenk komme ich in andere Schuhe gar nicht mehr rein.“
Für seinen malträtierten Körper hat Becker ein martialisches Bild: „Das sind Narben des Krieges“, sagt er, „wer in die Schlacht zieht, bekommt was ab.“Wie man Schmerzen erträgt, will Christoph Amend wissen. Der Chefredakteur des „Zeit-Magazins“interviewt Becker vor rund 200 Kongressteilnehmern.
„Beim Match ist man mit Endorphinen voll“, sagt Becker, „erst am nächsten Morgen tut es weh, die ersten Schritte zum Bad sind immer interessant.“Er spricht von dem „Tunnel“, in dem Leistungssportler leben, von Vertrauten abgeschottet, „damit sie funktionieren wie eine Maschine“. So wie er, dem die Eltern erst nach seinem Wimbledonsieg vom Tod des Großvaters erzählten: „Mein zweiter Name ist Franz, nach meinem Opa. Wenn ich von seinem Tod gewusst hätte, hätte ich nicht gewonnen.“
Heute, klagt er, fehlen die großen Sportpersönlichkeiten beim Nachwuchs: „Die großen Finals gewinnen Federer und Nadal. Ich weiß nicht, warum die Teenager das heute nicht schaffen.“Seine Vermutung: „Den jungen Spielern geht es darum, nichts falsch machen zu wollen, die gehen nicht über Grenzen.“
Körperlich sei er derzeit schmerzfrei, sagt Becker, bei der Seele sieht es anders aus: „Ich bin ein Elefant, ich erinnere mich an jede Situation, in der man mir oder meiner Familie wehgetan hat.“Überhaupt, die Familie. Über Scheidung und Bankrott will Becker nicht sprechen, dann schon lieber über seine Söhne, die „immer noch das Gespräch mit mir suchen“. Und über seine Tochter, die sich wundert, was sie alles über ihn liest: „Dann sage ich zu ihr, komm doch mal mit auf meine Reise, als mein erster Passagier.“Das Publikum klatscht.