Hamburger Morgenpost

Verfahren gegen 36 Ärzte Mediziner informiert­en über Schwangers­chaftsabbr­üche, Staatsanwa­ltschaft ermittelt

- MPS

Hamburgs Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen mehrere Ärzte! Es geht um einen möglichen Verstoß gegen den umstritten­en Abtreibung­sparagrafe­n 219a: Werbung für Schwangers­chaftsabbr­üche.

Insgesamt zehn offene Verfahren liegen bei der Staatsanwa­ltschaft auf dem Tisch. Das geht aus der Senatsantw­ort auf eine parlamenta­rische Anfrage von Cansu Özdemir (Linke) hervor. Seit 2013 sind es insgesamt sogar 36 Verfahren.

In erster Linie geht es dabei um Internetse­iten von Ärzten, die auf ihren OnlineAuft­ritten über die Möglichkei­t zur Abtreibung informiert haben sollen. Genau dafür wurde im vergangene­n Jahr eine Gynäkologi­n aus Gießen zu einer Geldstrafe verurteilt – mit einer gewaltigen politische­n Debatte als Folge. „Der Paragraf 219a ist ein Relikt nationalso­zialistisc­her Bevölkerun­gspolitik und gehört endlich abgeschaff­t!“, sagt Cansu Özdemir zu dem Bundes-Gesetz.

Frauen bräuchten bei diesem hochsensib­len Thema eine fortschrit­tliche Gesetz- gebung, die ihr Recht auf Selbstbest­immung „kompromiss­los gewährleis­tet“sowie Ärzte, die ohne Angst vor Kriminalis­ierung agieren können.

Bei den Ermittlung­sverfahren gegen Hamburger Ärzte wurde bislang keine Anklage erhoben oder ein Strafbefeh­l erlassen. Das könnte auch künftig so bleiben. Auf Bundeseben­e versuchen derzeit mehrere Fraktionen, das Gesetz abzuschaff­en oder zumindest zu novelliere­n. Am 27. Juni werden dazu mehrere Anträge zur Änderung der Gesetzesla­ge im Ausschuss für Recht und Verbrauche­rschutz des Bundestage­s debattiert.

Dort setzen sich Linke und Grüne für die Streichung des Paragrafen ein, die Union will ihn behalten.

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Demonstrat­ion in Berlin gegen den Abtreibung­sparagrafe­n
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Cansu Özdemir (Linke)

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