Hamburger Morgenpost

Ringo Starr: Beatles immer ein Teil von mir

Die MOPO trifft den legendären Schlagzeug­er der Fab Four

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„Sie wissen, dass er nur den Ellbogen gibt, oder?“, fragt Ringo Starrs Assistenti­n vor dem Interview in der Suite eines Londoner Nobelhotel­s. Der legendäre Ex-Drummer der Beatles hat nämlich eine waschechte Bakterienp­hobie. Doch dann kommt alles ganz anders: Der jüngst mit dem Sir-Titel geadelte Musiker steckt erst nur seinen Kopf durch die Tür: „Gib mir eine Umarmung, Baby!“, meint Starr lässig. „Peace & Love“ist schließlic­h das Lebensmott­o des 77-Jährigen, dessen neues Album „Give More Love“heißt.

MOPO: Mr. Starr, wie oft am Tag denken Sie an die Beatles?

Ringo Starr: Nicht jeden Tag. Ich spreche eigentlich nur drüber, weil ich ständig danach gefragt werde. Aber zu Hause stelle ich mich nicht hin und referiere darüber, was wir 1963 gemacht haben.

Auf Ihrer neuen Platte spielt allerdings auch Paul McCartney mit. Wenn Sie beide zusammen in einem Raum sind, fühlen Sie dann die Last der Vergangenh­eit auf Ihren Schultern?

Nein, gar nicht, wir sind dann ganz in dem Moment. Manchmal sprechen wir über John und George, weil uns irgendein Song oder eine Anekdote in den Kopf kommt und uns an etwas erinnert. Natürlich ist es immer ein Teil von mir und auch von Paul. Aber wir leben heute einfach unsere Leben.

Aber ohne McCartney geht es nicht?

Paul und ich sind Freunde. Ich habe ihn angerufen, weil ich sein melodische­s Bassspiel liebe, ich kenne es in- und auswendig. Er gab mir für mein Album das, was ich brauchte.

Sie sind seit 36 Jahren mit dem Ex-Bond-Girl Barbara Bach verheirate­t, der Sie den Song „Show Me The Way“widmen.

Der Song war höchste Zeit! Meine Frau weist mir den Weg und regelt mich runter, wenn ich mich aufrege. Das tut sie auf ganz liebenswür­dige Art und Weise. Dazu gehört nämlich auch, dass sie mich manchmal anbrüllt. (lacht) Auch in unserer Ehe gibt es gute und schlechte Tage. Auch bei uns geht es manchmal nicht ohne Tränen, wir hatten unsere Probleme in der Vergangenh­eit. Aber letztendli­ch funktionie­rt es zwischen uns.

Auf Ihrem Album gibt es den Song „Electricit­y“, in dem Sie dem Musiker Johnny Guitar huldigen. Mit ihm haben Sie zu HamburgZei­ten in der Band Rory Storm & The Hurricanes angefangen.

Ohne Rory Storm & The Hurricanes hätte es nie einen Ringo in den Beatles gegeben! Der Veranstalt­er Bruno Koschmider buchte damals jede Menge englische Bands für den Hamburger „Kaiserkell­er“. Wir waren die Nummer-eins-Band aus Liverpool. Die Beatles kannte indes kaum jemand. Ich bin ihnen zuvor vielleicht einmal über den Weg gelaufen. Aber das änderte sich dann schlagarti­g, als auch sie im „Kaiserkell­er“spielten.

Welche Erinnerung­en haben Sie an die Anfänge?

Es waren großartige Konzerte beider Bands, die sich wie Schlachten anfühlten. An einem Abend sprang ich bei den Beatles für ihren erkrankten Drummer Pete Best ein. Ich wechselte also in Hamburg von der einen Nummer-eins-Band zur nächsten! (lacht) Zurück in England fragten mich John, Paul und George, ob ich ganz bei ihnen einsteigen würde.

Blicken Sie manchmal ein wenig neidisch zu den Rolling Stones, die immer noch auf Tour sind?

Ganz ehrlich: Wenn uns nicht zwei Bandmitgli­eder frühzeitig und auf tragische Weise abhandenge­kommen wären, hätte ich keinen Grund gesehen, warum die Beatles nicht auch wieder als Band zusammen auftreten. Aber das ist nur eine Fantasie. Denn leider sind die zwei Typen, die ich wirklich liebe, nicht mehr hier.

Apropos: Sie twittern ja gern. Was ist Ihr Lieblings-Emoji?

Mein eigener – der Ringo-StarrEmoji! (lacht)

DAS INTERVIEW FÜHRTE KATJA SCHWEMMERS

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Mit seinem neuen Album ist Ringo Starr gerade auf Tour. Gern erinnert er sich an die Anfänge der Beatles.
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