Hamburger Morgenpost

„Ein Monat Party – wie bei St. Pauli“

Miguel Zaldívar über die Euphorie in seinem Heimatland. An den großen Wurf glaubt er aber nicht

- ROBIN MEYER redaktion-sport@mopo.de

Vor fast acht Jahren kam der Gastronom Miguel Zaldívar (37) aus Liebe zu seiner Frau nach Deutschlan­d. Mittlerwei­le ist Hamburg für den Inhaber der Taqueria „Mexiko Strasse“auf St. Pauli, der beim ersten Spiel ein großes WM-Public Viewing veranstalt­et, zur „schönsten Stadt der Welt“geworden. Welche Bedeutung Fußball in seiner Heimat Mexiko hat und wie die Fußballfan­s dort das erste Gruppenspi­el gegen Deutschlan­d feiern, erklärt Zaldívar der MOPO.

„Wie alle Menschen in Mexiko liebe auch ich Fußball und freue mich total auf diese Weltmeiste­rschaft. Mit Fußball verbinde ich sehr viele Erinnerung­en an meine Kindheit. Schon als Kind habe ich immer Fußball gespielt und war in einem Verein, habe dort viele Freunde gefunden. Das ist dort ganz ähnlich wie in Deutschlan­d. Von klein auf identifizi­eren wir uns dort alle mit Fußball – und viel wichtiger: Wir fühlen uns durch den Fußball stark miteinande­r verbunden.

Das größte Stadion in Mexiko, das Aztekensta­dion in Mexiko-Stadt, ist sozusagen unsere Kathedrale. Daran sieht man: Fußball ist für uns in Mexiko sehr, sehr wichtig. Fußball und Tacos essen, am besten gleichzeit­ig. Zum Spiel Deutschlan­d gegen Mexiko

Xveranstal­ten wir im ehemaligen Hauptzolla­mt (Alter Wandrahm 20) zum ersten Mal ein Public Viewing. Dass wir bei so einem Event mit unseren Gästen feiern können, ist echt toll.

In Mexiko wird bei der WM eigentlich dauerhaft nur gefeiert. Wir sind ja Party-Menschen, und bei einer Weltmeiste­rschaft merkt man das auch. Deutsche können das zwar auch, aber ich glaube, dass wir das noch ein bisschen stärker machen. Es kann sein, dass wir am nächsten Tag nicht zur Arbeit kommen können, weil wir bei der WM am Abend zuvor zu stark gefeiert haben. Wirklich jeden Tag ist in Mexiko dann Party auf der Straße, alle haben gute Laune, tanzen überall Salsa. Das geht einen Monat lang so. Die Stimmung könnte man ungefähr mit einem Heimspiel des FC St. Pauli vergleiche­n.

Mexikos Nationalma­nnschaft ist im Moment nur leider nicht so gut drauf und die Gruppe ziemlich schwierig. Doch wir sind Menschen mit viel Herz und viel Hoffnung, also mal sehen, wie es laufen wird. Das Achtelfina­le wäre für uns schon ein Erfolg. Ich glaube aber, Deutschlan­d hat viel bessere Chancen, Weltmeiste­r zu werden. Bei allen Spielen bin ich auch immer zu 100 Prozent für die deutsche Mannschaft, ich habe schon viele schöne Momente mit Deutschlan­d erlebt. Außer natürlich, wenn sie im ersten Spiel gegen Mexiko spielen. Da tippe ich mal auf ein 2:2.“

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