Neymars große Tränen-Show
Brasilien gegen Costa Rica im Glück. Superstar im Blickpunkt
Zur Krönung einer theaterreifen Vorstellung fiel er nach dem Abpfiff auf die Knie und simulierte, die Hände vors Gesicht geschlagen, einen Weinkrampf. Vielleicht hat Neymar tatsächlich geheult, man weiß es nicht. Was man allerdings ganz sicher weiß: Brasiliens Superstar stand beim Dusel-2:0 gegen Costa Rica (beide Tore fielen in der Nachspielzeit) fast immer im Mittelpunkt des Geschehens.
Er beleidigte seine Gegenspieler („Puta, Puta“), rammte Kontrahent Acosta ungestraft den Ellbogen in den Nacken, hatte gegenüber dem ganz starken Referee Björn Kuipers aus den Niederlanden einen Arroganzanfall („Don’t touch!“), hätte fast einen unberechtigten Elfer rausgeschwalbt (Kuipers nahm seine Entscheidung nach Videobeweis zurück; 78.) und traf in Minute 90+7 zum Endstand: Neymar inszenierte mal wieder sein ganz eigenes Stück und wird dafür – auch nichts Neues – nicht nur Beifallsstürme ernten.
Vor allem die Szene, als er nach leichtem Kontakt von Gonzalez schreiend im Strafraum zu Boden sank, erhitzte die Gemüter. Schiri Kuipers pfiff, sah sich die Nummer dann noch mal auf dem Bildschirm an – und korrigierte sich selbst. Neymar, der zur Ausführung des Strafstoßes am Elfmeterpunkt stand, quittierte dies mit einem spöttischen Lachen.
Dabei war es lange, sehr lange überhaupt gar nicht lustig für uninspirierte Brasilianer, die durch Borges (13.) fast in Rückstand geraten waren. „Von der ersten Minute an war es ein schwieriges Spiel“, sagte Coutinho. Nach dem Wechsel wurde die Seleção besser, Gabriel Jesus nagelte den Ball an die Latte (50.), Neymar ballerte drüber (56.). Alle weiteren brenzligen Situationen überstand Costa Rica mit Glück und Geschick – bis zur ersten Minute der Nachspielzeit. Da stocherte Coutinho die Kugel nach Kopfball von Firmino und missglückter Annahme von Jesus mit der Pike durch die Beine des überragenden Navas ins Tor.