Effekt-Gewitter mit Schreckmomenten
Die Uraufführung von John Neumeiers „Beethoven-Projekt“überrascht
Höchste Töne lassen das Premieren-Publikum zusammenzucken – und alle fragen sich: Fehler am Technikpult oder Absicht? Es ist eine von vielen überraschenden Ideen John Neumeiers für sein „Beethoven-Projekt“! Die 160. Choreograf e des Ballettchefs eröffnete am Sonntagabend die 44. Hamburger Ballett-Tage in der Staatsoper.
Der zweieinhalbstündige Abend wartet mit Tanz auf hohem Niveau auf, aber eben auch mit verblüffenden Momenten. Der enervierende Sound beispielsweise markiert Beethovens Weg in die Taubheit und wirkt wie ein kollektiv erlebter Hörsturz.
Aleix Martinez verkörpert den berühmten Komponisten in all seiner Zerrissenheit, der 26-jährige Spanier überzeugt als virtuoses Energiebündel ebenso wie als verzweifelt Liebender. Keine getanzte Biografie, sondern ein Kaleidoskop zur Person, inspiriert und begleitet von Beethovens Musik, geht über die Bühne – inklusive personifizierter Ängste und Fantasien. Ein heftiges Gewitter sorgt für einen Schreckmoment. Irritierend ist unüblich helles Licht im Zuschauerraum beim Zeitsprung ins Jahr 1801, als Beethovens einziges Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“uraufgeführt wurde. Die Leistung der Tänzer quittierte das Publikum mit Standing Ovations.
➤ Staatsoper: 26.6., 19.30 Uhr, Karten 6-109 Euro, Tel. 35 68 68