Nicht rechnen! Spielt wie Weltmeister!
GRUPPEN-FINALE Versetzung gefährdet! Jogis Stars dürfen sich nicht verzetteln
Vielleicht geht’s ja auch mal ohne Drama. Zu wünschen wäre es den deutschen Fans, die schon so viel erleben mussten während dieser noch recht kurzen Weltmeisterschaft. Dann also auf zum dritten Akt: Jogis Jungs gegen Südkorea. Alles ist möglich, vieles denkbar – doch der Wunsch nach einem stinknormalen souveränen Sieg schwingt heute wohl bei jedem mit, der zum Weltmeister hält.
Das war nicht unbedingt der Auftakt, den sie sich wünschten. Kaum waren die deutschen Stars in Kasan gelandet, da kam auch schon der große Regen. Von hitzigen 32 Grad einfach mal runter auf kühlere 21, dazu Gewitter und heftiger Regen. Da sah sich Joachim Löw sogar genötigt, das Abschlusstraining aus der Kasan-Arena ins zehn Kilometer entfernte kleinere Elektron-Stadion zu verlegen. Es soll anscheinend keine normale WM werden, die der Titelverteidiger spielt.
Dabei wäre Normalität heute wichtig. Ein Sieg gegen Südkorea mit zwei oder mehr Toren Vorsprung würde den Sprung ins Achtelfinale perfekt machen. Das könnte zwar auch jeder andere Erfolg, sogar ein Unentschieden, selbst manche Niederlage (siehe Grafik). Dann aber müsste Löws Team rüber nach Jekaterinburg gucken, wo Mexiko auf die Schweden trifft. Wer will das schon? Deshalb lautet die klare Losung: Nicht rechnen! Spielt einfach wie Weltmeister!
Löw sieht’s genauso. „Ich bin keiner, der unterschiedliche Szenarien durchspielt, wie die Konstellation in der Gruppe ist“, stellt der 58-Jährige klar. „Natürlich werden wir informiert, wie es bei den anderen steht. Aber wir sollten mit unserem eigenen Er- gebnis Klarheit schaffen. Das ist das Entscheidende.“
Unsagbar groß war sie, die Freude nach dem Last-LastLast-Minute-2:1 gegen die Schweden. „Die pure Erleichterung“, machte Löw bei seinem Team aus. „Mit einem Punkt hätten wir nur sehr schlecht leben können.“Doch die Atmosphäre sei trotz aller Euphorie nicht überhitzt gewesen. „Weil wir wissen, dass es nur ein kleiner Schritt in Richtung Achtelfinale war.“
Da untertreibt er natürlich dezent. Dennoch: Wenn das DFB-Team heute nicht liefert, waren all die Emotionen nach Kroos’ Freistoßtor für die Katz. Der Weltmeister braucht einen weltmeisterlichen Auftritt. Löw weiß das.
Nach dem großen Regen soll dann heute auch wieder die Sonne über Kasan scheinen, wie es sich für einen Showdown gehört. Da könnte es schnell auch zu einem Kampf gegen die tatarische Hitze kommen. „Wenn es wie angekündigt 30 Grad werden, spielt natürlich auch das Physische eine Rolle“, erklärt Löw. Aber dann trägt er sie wieder zur Schau, die Gelassenheit des Weltmeisters. Hitze hin oder her, sei ja schön und gut. „Aber ich glaube nicht, dass wir damit mehr Probleme haben werden als Südkorea. Wir haben schon gegen Mexiko und Schweden gezeigt, dass wir auch in der Hitze Tempo machen können.“
Etwas weniger dramatisch könnte es heute mal werden. Einfach siegen. Souverän. Wie ein Weltmeister. Rechnen sollen dann bitte nur die anderen.
Wir sollten mit unserem eigenen Ergebnis Klarheit schaffen. Bundestrainer Joachim Löw