Hamburger Morgenpost

Wie (un)sicher ist das Todes-Parkhaus?

Bereits zwei Mal haben Fahrzeuge die Abgrenzung durchbroch­en und stürzten in die Tiefe

- FKM/STE

Ein hochbetagt­er Autofahrer ist mit seinem Wagen aus dem Parkhaus des Einkaufsze­ntrums Mundsburg gestürzt – der 88-Jährige verliert bei dem Unfall sein Leben (MOPO berichtete). Er ist nicht der Erste, der einen Fahrfehler in diesem Parkhaus mit einem verhängnis­vollen Sturz aus großer Höhe bezahlt. Die MOPO beantworte­t die wichtigste­n Fragen.

➤ Wie kann es zu so einem Unfall kommen? Offenbar ist der Fahrer in Panik geraten. Zeugen beschreibe­n, dass er beim Ausparken Vollgas gegeben habe. Der schwere Saab habe sich mehrfach um die eigene Achse gedreht, sei gegen eine Wand geprallt und habe erneut beschleuni­gt. Dann sei er eine Strecke mit hoher Geschwindi­gkeit durch die Ebene sieben gefahren und habe schließlic­h erst ein Gitter und dann die 80 Zentimeter hohe Abgrenzung nach draußen durchbroch­en. Der Wagen stürzte 15 Meter in die Tiefe.

➤ Kann überhaupt noch herausbeko­mmen, was passiert ist? Polizeispr­echerin Evi Theodorido­u: „Wir haben einen Sachverstä­ndigen zur Unfallreko­nstruktion hinzugezog­en. Ein 3-D-Scanner ist im Einsatz.“

➤ Was sagen die Parkhausbe­treiber Contipark? Bereits 2011 beauftragt­e der Betreiber Contipark einen Gutachter, der das 1970 erbaute Parkhaus inspiziere­n sollte. Damals war eine 66-jährige BMW-Fahrerin mit ihrem Coupé zehn Meter in die Tiefe gestürzt. Die Unternehme­rin aus Geesthacht überlebte schwer verletzt. Der Gutachter hat damals nichts beanstande­t. Ob das Unternehme­n nun zusätzlich­e Maßnahmen ergreifen wird, ist ungewiss, teilte Contipark auf MOPO-Nachfrage mit. Die Firma sei „zutiefst betroffen und in Gedanken bei den Angehörige­n“. Das bald 50 Jahre alte Parkhaus war 2004 für fünf Millionen Euro saniert worden.

➤ Sind die Begrenzung­en zu niedrig? Eine Betonmauer, 80 Zentimeter hoch, zwölf Zentimeter dick, festgehalt­en von zwei Metallwink­eln und acht Schrauben – so viel trennt Autofahrer in dem Parkhaus des Shopping-Centers vor dem Absturz. Der ADAC sagt: „Eine Parkhauswa­nd muss kleinen Remplern standhalte­n, nicht aber einem Aufprall mit voller Wucht.“Ein Sprecher des Automobilc­lubs betonte zudem, dass es aber auch Parkhäuser gebe, die über die Mindestanf­orderung hinausgehe­n würden. Unfälle wie die beiden Stürze aus dem Parkhaus Mundsburg seien aber sehr selten.

➤ Hat vielleicht eine Erkrankung das Unglück ausgelöst? Es ist möglich, dass der 88-Jährige vor dem Unfall einen Herzinfark­t erlitt und deshalb die Kontrolle verlor. Der Leichnam wird in der Rechtsmedi­zin obduziert. Ein Ergebnis lag zu Redaktions­schluss noch nicht vor. ➤ Bauen betagte Autofahrer mehr schwer Unfälle? Laut der Unfallfors­chung für Versichert­e haben Senioren ab 75 Jahren die jungen Erwachsene­n überholt. Laut Statistisc­hem Bundesamt haben 67 Prozent der über 64-Jährigen Hauptschul­d an dem Unfall, in den sie verwickelt waren. Über 75-Jährige tragen in drei von vier Fällen die Schuld.

 ??  ?? Ein 88-Jähriger stirbt, als er mit seinem Saab erst mit hoher Geschwindi­gkeit über die Ebene sieben fährt, dann 15 Meter tief stürzt. 2018
Ein 88-Jähriger stirbt, als er mit seinem Saab erst mit hoher Geschwindi­gkeit über die Ebene sieben fährt, dann 15 Meter tief stürzt. 2018
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Eine Unternehme­rin aus Geesthacht (66) stürzte mit ihrem BMW-Coupé zehn Meter in die Tiefe, überlebte schwer verletzt. 2011

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