Kita-Ausbildung: Ist die Not wirklich so groß?
Das sagt das zuständige Institut zu den Vorwürfen
Die Vorwürfe sind gewaltig: Schlecht ausgebildete KitaBetreuer, die auf Kinder losgelassen werden. Ehemalige Stadtteilschüler mit erweitertem erstem Schulabschluss (ESA, früher: Hauptschüler), die kaum fähig sind, den Kindern vorzulesen. Ausbildungsschulen, die aus allen Nähten platzen. Gestern berichtete die MOPO über einen Brandbrief der Fachschullehrer in Altona. Nachfrage beim verantwortlichen Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB): Was ist an den Vorwürfen dran?
MOPO: Was sagen Sie zu dem Protestbrief?
Reinhard Damm: Die Kollegen geben ihren Bedenken Ausdruck und wir nehmen das sehr ernst. Ungewöhnlich ist allerdings die Form – und dienstrechtlich nicht ganz unproblematisch. Wir haben davon erst über die Presse erfahren.
Wie verhält es sich mit dem Vorwurf, dass Schüler, die keinen anderen Ausbildungsplatz bekommen haben, auf Kinder losgelassen werden? Wir stehen vor der Aufgabenstellung, erheblich mehr Fachkräfte zu produzieren. Der politische Beschluss, den Betreuungsschlüssel zu verbessern, ist ja durchweg positiv zu bewerten. Also haben wir gesagt: Wir öffnen diese Ausbildung in Richtung ESA. Uns ist klar, dass einige der Schüler gefördert werden müssen. Daher haben wir die Ausbildung für sie verlängert und ein Maßnahmenpaket zur individuellen Förderung beschlossen. Aber wie kann es sein, dass 30 Prozent der Schüler im ersten Halbjahr durchfallen?
Dass in dem Probehalbjahr 30 Prozent scheitern, heißt ja auch, dass 70 Prozent bestehen, die man sonst gar nicht an Bord gehabt hätte. Eine Entscheidung nach einem Probehalbjahr ist übrigens viel gerechter als auf Grundlage von unterschiedlich zustande gekommenen Zeugnissen: Ich habe so für alle dieselben Maßstäbe. Außerdem ist der hohe Praxisanteil von Vorteil, denn Schüler können bei einer Ausbildung mit viel Praxis ganz anderes Potenzial entfalten, sodass eine Entwicklungsperspektive entsteht. Was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass teils Schüler an den Kitas Praktikum machen, die den Kindern nicht einmal ein Buch vorlesen können?
Erst mal ist das nur eine Behauptung. Wir sind in engem Kontakt mit den Schulen, auch mit der in der MaxBrauer-Allee. Mich entsetzt, dass das in dem Brief anders dargestellt wird. Wir reden miteinander. Und auch auf den Brief hin werden wir Kontakt aufnehmen, um über die Probleme zu sprechen.