„Wenn ich heinen Wunsch frei hätte ...“
Vasilije Janjicic gehört zweifellos zu den großen Talenten im Volkspark. Doch zuletzt sorgte der Schweizer Junioren-Nationalspieler vor allem abseits des Platzes für Aufsehen. Im MOPO-Interview spricht der 19-jährige Mittelfeldmann über seinen Ruf als Skandal-Profi.
MOPO: Herr Janjicic, Sie haben erneut für negative Schlagzeilen gesorgt. Sind Sie mit Übergewicht aus dem Urlaub zurückgekommen?
Vasilije Janjicic: Ich habe wie jeder Spieler einen Trai- ningsplan für die Sommerpause erhalten und habe Läufe absolviert. Ich hatte es so verstanden, dass mein Zielgewicht bei
82,5 Kilogramm liegen sollte. Mit einem AthletikTrainer habe ich in Belgrad sehr viel im Kraft- und Ausdauerbereich gearbeitet und im Sommer mein Gewicht um ein Kilogramm reduziert. Und mit diesem Gewicht bin ich auch zurückgekommen.
Aber warum sind Sie momentan vom Mannschaftstraining ausgeschlossen und müssen stattdessen Läufe absolvieren? Der Fehler liegt bei mir. Ich war von 82,5 Kilogramm ausgegangen, das Wunschgewicht des HSV beträgt aber 81 Kilogramm. Jetzt arbeite ich mit Hochdruck daran, mein Gewicht noch weiter zu reduzieren und Laufeinheiten nachzuholen, damit ich so schnell wie möglich wieder mit der Mannschaft trainieren kann. Was haben Ihnen Trainer Christian Titz und Sportvorstand Ralf Becker gesagt?
Sie waren nicht begeistert, aber ein ausführliches Gespräch wird in den kommenden Tagen erst noch folgen.
Würden Sie sich denn als fit bezeichnen?
Wir Spieler stecken mitten in der Vorbereitung. Ich bin daher noch nicht bei 100 Prozent, aber körperlich auf einem guten Weg. Klar ist aber auch, dass ich mich in jedem Bereich immer verbessern will und kann.
Ex-Trainer Bernd Hollerbach hatte Ihnen einen Ernährungsberater zur Seite gestellt. Nutzen Sie die Dienste noch?
Mit Bernd Hollerbach hat auch der Ernährungsberater den HSV verlassen. Seitdem übernimmt diese Auf-
Jetzt arbeite ich mit Hochdruck daran, mein Gewicht noch weiter zu reduzieren.
gabe mein privater Athletiktrainer, mit dem ich ab sofort auch regelmäßig in Hamburg trainieren werde. Er kennt mich und meinen Körper sehr gut. Ich will meine Kritiker mit Leistung und Fitness überzeugen.
Am 22. Februar haben sie im Elbtunnel einen schweren Unfall verursacht. Wie denken Sie mit Abstand über den besagten Abend?
Wenn ich einen Wunsch im Leben frei hätte, dann würde ich gerne die Zeit zurückdrehen können und an diesem Abend nicht in mein Auto steigen. Ich habe einen schwerwiegenden Fehler begangen, der mir unendlich leidtut. Ich denke sehr oft darüber nach und wünschte, ich könnte diesen Unfall ungeschehen machen.
Der Prozess steht noch aus. Haben Sie Angst, dass Sie ins Gefängnis müssen?
Nein, die Angst habe ich nicht. Ich habe den Unfall mit meinem Anwalt und der Polizei seriös aufgearbeitet. In Hamburg sind Sie als „SkandalProfi“abgestempelt. Wie denken Sie darüber?
Nach meinem Unfall war die
Kritik absolut berechtigt, auch als ich im Vorjahr mit vier Kilogramm Übergewicht in die Vorbereitung gestartet bin. Dafür trage ich allein die Verantwortung. Mich stört einfach, dass nun wieder der Eindruck entsteht,
Ich will den Trainer mit aller Macht überzeugen, dass ich in seine Mannschaft gehöre.
dass ich undiszipliniert sei. Das stimmt so nicht. Ich habe an mir gearbeitet, habe einen privaten Fitnesstrainer engagiert und mein Gewicht in der Sommerpause reduziert. Deshalb haben mich die aktuellen Schlagzeilen verletzt. Ich habe mich in dieser Situation machtlos gefühlt.
Glauben Sie, es ist Ihre letzte Chance beim HSV?
Ich will jetzt einfach auf dem Platz alles geben, mich in jedem Training anbieten, versuchen, noch professioneller zu arbeiten und noch härter zu trainieren. Wenn ich mein Gewicht reduziert habe und wieder am Mannschaftstraining teilnehmen darf, will ich den Trainer mit aller Macht davon überzeugen, dass ich in seine Mannschaft gehöre. Sie haben also Lust auf die Zweite Liga.
Ich habe richtig Lust auf die Aufgabe Wiederaufstieg. Der HSV ist trotz des Abstiegs ein großer Klub geblieben. Ich möchte jetzt vor allem den Fans etwas zurückgeben. Sie sind einfach unglaublich, halten dem HSV und uns Spielern in jeder Situation die Treue. Ich bekomme täglich motivierende Nachrichten über Instagram. Das tut in dieser Situation einfach gut. Dass zum Trainingsauftakt über 1500 Fans im Volkspark waren, ist außergewöhnlich.