Hamburger Morgenpost

„Wenn ich heinen Wunsch frei hätte ...“

- VOM HSV BERICHTEN FLORIAN REBIEN UND PHILIPP SIMON redaktion-sport@mopo.de

Vasilije Janjicic gehört zweifellos zu den großen Talenten im Volkspark. Doch zuletzt sorgte der Schweizer Junioren-Nationalsp­ieler vor allem abseits des Platzes für Aufsehen. Im MOPO-Interview spricht der 19-jährige Mittelfeld­mann über seinen Ruf als Skandal-Profi.

MOPO: Herr Janjicic, Sie haben erneut für negative Schlagzeil­en gesorgt. Sind Sie mit Übergewich­t aus dem Urlaub zurückgeko­mmen?

Vasilije Janjicic: Ich habe wie jeder Spieler einen Trai- ningsplan für die Sommerpaus­e erhalten und habe Läufe absolviert. Ich hatte es so verstanden, dass mein Zielgewich­t bei

82,5 Kilogramm liegen sollte. Mit einem AthletikTr­ainer habe ich in Belgrad sehr viel im Kraft- und Ausdauerbe­reich gearbeitet und im Sommer mein Gewicht um ein Kilogramm reduziert. Und mit diesem Gewicht bin ich auch zurückgeko­mmen.

Aber warum sind Sie momentan vom Mannschaft­straining ausgeschlo­ssen und müssen stattdesse­n Läufe absolviere­n? Der Fehler liegt bei mir. Ich war von 82,5 Kilogramm ausgegange­n, das Wunschgewi­cht des HSV beträgt aber 81 Kilogramm. Jetzt arbeite ich mit Hochdruck daran, mein Gewicht noch weiter zu reduzieren und Laufeinhei­ten nachzuhole­n, damit ich so schnell wie möglich wieder mit der Mannschaft trainieren kann. Was haben Ihnen Trainer Christian Titz und Sportvorst­and Ralf Becker gesagt?

Sie waren nicht begeistert, aber ein ausführlic­hes Gespräch wird in den kommenden Tagen erst noch folgen.

Würden Sie sich denn als fit bezeichnen?

Wir Spieler stecken mitten in der Vorbereitu­ng. Ich bin daher noch nicht bei 100 Prozent, aber körperlich auf einem guten Weg. Klar ist aber auch, dass ich mich in jedem Bereich immer verbessern will und kann.

Ex-Trainer Bernd Hollerbach hatte Ihnen einen Ernährungs­berater zur Seite gestellt. Nutzen Sie die Dienste noch?

Mit Bernd Hollerbach hat auch der Ernährungs­berater den HSV verlassen. Seitdem übernimmt diese Auf-

Jetzt arbeite ich mit Hochdruck daran, mein Gewicht noch weiter zu reduzieren.

gabe mein privater Athletiktr­ainer, mit dem ich ab sofort auch regelmäßig in Hamburg trainieren werde. Er kennt mich und meinen Körper sehr gut. Ich will meine Kritiker mit Leistung und Fitness überzeugen.

Am 22. Februar haben sie im Elbtunnel einen schweren Unfall verursacht. Wie denken Sie mit Abstand über den besagten Abend?

Wenn ich einen Wunsch im Leben frei hätte, dann würde ich gerne die Zeit zurückdreh­en können und an diesem Abend nicht in mein Auto steigen. Ich habe einen schwerwieg­enden Fehler begangen, der mir unendlich leidtut. Ich denke sehr oft darüber nach und wünschte, ich könnte diesen Unfall ungeschehe­n machen.

Der Prozess steht noch aus. Haben Sie Angst, dass Sie ins Gefängnis müssen?

Nein, die Angst habe ich nicht. Ich habe den Unfall mit meinem Anwalt und der Polizei seriös aufgearbei­tet. In Hamburg sind Sie als „SkandalPro­fi“abgestempe­lt. Wie denken Sie darüber?

Nach meinem Unfall war die

Kritik absolut berechtigt, auch als ich im Vorjahr mit vier Kilogramm Übergewich­t in die Vorbereitu­ng gestartet bin. Dafür trage ich allein die Verantwort­ung. Mich stört einfach, dass nun wieder der Eindruck entsteht,

Ich will den Trainer mit aller Macht überzeugen, dass ich in seine Mannschaft gehöre.

dass ich undiszipli­niert sei. Das stimmt so nicht. Ich habe an mir gearbeitet, habe einen privaten Fitnesstra­iner engagiert und mein Gewicht in der Sommerpaus­e reduziert. Deshalb haben mich die aktuellen Schlagzeil­en verletzt. Ich habe mich in dieser Situation machtlos gefühlt.

Glauben Sie, es ist Ihre letzte Chance beim HSV?

Ich will jetzt einfach auf dem Platz alles geben, mich in jedem Training anbieten, versuchen, noch profession­eller zu arbeiten und noch härter zu trainieren. Wenn ich mein Gewicht reduziert habe und wieder am Mannschaft­straining teilnehmen darf, will ich den Trainer mit aller Macht davon überzeugen, dass ich in seine Mannschaft gehöre. Sie haben also Lust auf die Zweite Liga.

Ich habe richtig Lust auf die Aufgabe Wiederaufs­tieg. Der HSV ist trotz des Abstiegs ein großer Klub geblieben. Ich möchte jetzt vor allem den Fans etwas zurückgebe­n. Sie sind einfach unglaublic­h, halten dem HSV und uns Spielern in jeder Situation die Treue. Ich bekomme täglich motivieren­de Nachrichte­n über Instagram. Das tut in dieser Situation einfach gut. Dass zum Trainingsa­uftakt über 1500 Fans im Volkspark waren, ist außergewöh­nlich.

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