Schlemmen wie zu Omas Zeiten
Nix Künstliches und große Kunst: Ein Abend in „Elianes Esszimmer“
Die vollgekleckste Stofftischdecke lässt nach dem letzten Gang nur zwei Schlüsse zu: Entweder haben wir keine Kinderstube – oder der Abend in dem kleinen Restaurant an der Gärtnerstraße war ganz einfach ein Fest.
Mirko Sachs hat „Elianes Esszimmer“im vergangenen Jahr zusammen mit seinem Koch Christian eröffnet. Benannt hat er es nach seiner Großmutter. Eliane hatte ihm das Kochen und Genießen beigebracht. Und eben auch das Wissen, dass Kochen nur mit guten Zutaten geht: „Keine Zusatzstoffe, alles ganz natürlich“, sagt er. In „Elianes Esszimmer“wird das nun umgesetzt.
Es gibt eine Stammkarte und drei Menüs (eines davon vegan). Wir wählen die Menüs 1 und 2 (44,50/42,50 Euro) und einen fruchtig-leichten Bio-Rosé aus der Provence (24 Euro). Dann wird auch schon der erste Gang serviert. Eine fein-scharfe Champagner-Senf-Suppe mit Lachs (der Teller voll wie von Oma befüllt), die so cremig ist, dass man mit dem Löffel Spuren ziehen könnte. Keine leichte Nummer, aber lecker. Auch die Minestrone hat Wumms: beherzt gewürzt, mit gerösteten Pinienkernen und Parmesan. Wir balancieren übervolle Löffel vom einen zum anderen und sind begeistert.
Als Zwischengang gibt es eine mürbknusprige Quiche Lorraine, klassisch mit Speck und Zwiebeln, sowie Feldsalat mit Entenleberparfait: Letzteres liegt fast Mousse-artig in kleinen Nocken zwischen den Salatblättern, seine Süße und die Säure der Vinaigrette zerren aneinander, ohne sich gegenseitig zu überwältigen. Auch das eine feine Sache. Allerdings: Schon nach diesen Tellern droht die Sättigung einzusetzen.
Dabei kommt jetzt erst der Hauptgang! Ochsenbacke, so zart, dass das Benutzen des Messers eine Beleidigung wäre, dazu getrüffelter Kartoffelstampf und Karotten. Auf der anderen Seite des Tisches: Saltimbocca vom Huhn mit Röstkartoffeln und Minze-Erbspüree. Das Hühnchen liegt in ein Stück Speck gewickelt auf einem Spiegel aus Sauerkirschjus, herzhaft, heiß, hohe Schule. Einzig das Püree ist eine eher trockene Veranstaltung. Das lässt sich aber ja sehr gut in den Portweinjus auf dem anderen Teller stippen.
Nach einer kurzen Pause wird der Nachtisch gebracht: Birnencreme auf Biscuit. Hat was von einem dekonstruierten Kuchen im Glas, ist aber so saftig, wie man sich ein Stück Torte wünscht. Für den letzten Klecks sorgt schließlich das Kumquatkompott, das zum (fast zu süßen) Tiramisu mit weißer Schokolade gereicht wird. Auf der Tischdecke schimmert er gülden.
➤ „Elianes Esszimmer“: Gärtnerstr. 54, Küchenzeiten Mo-Fr 17-22 Uhr (Sa/So nur mietbar für Gruppen), um telefonische Reservierung wird gebeten: 0175-4354263