Hamburger Morgenpost

Schlemmen wie zu Omas Zeiten

Nix Künstliche­s und große Kunst: Ein Abend in „Elianes Esszimmer“

- n.rinke@mopo.de NADINE RINKE

Die vollgeklec­kste Stofftisch­decke lässt nach dem letzten Gang nur zwei Schlüsse zu: Entweder haben wir keine Kinderstub­e – oder der Abend in dem kleinen Restaurant an der Gärtnerstr­aße war ganz einfach ein Fest.

Mirko Sachs hat „Elianes Esszimmer“im vergangene­n Jahr zusammen mit seinem Koch Christian eröffnet. Benannt hat er es nach seiner Großmutter. Eliane hatte ihm das Kochen und Genießen beigebrach­t. Und eben auch das Wissen, dass Kochen nur mit guten Zutaten geht: „Keine Zusatzstof­fe, alles ganz natürlich“, sagt er. In „Elianes Esszimmer“wird das nun umgesetzt.

Es gibt eine Stammkarte und drei Menüs (eines davon vegan). Wir wählen die Menüs 1 und 2 (44,50/42,50 Euro) und einen fruchtig-leichten Bio-Rosé aus der Provence (24 Euro). Dann wird auch schon der erste Gang serviert. Eine fein-scharfe Champagner-Senf-Suppe mit Lachs (der Teller voll wie von Oma befüllt), die so cremig ist, dass man mit dem Löffel Spuren ziehen könnte. Keine leichte Nummer, aber lecker. Auch die Minestrone hat Wumms: beherzt gewürzt, mit gerösteten Pinienkern­en und Parmesan. Wir balanciere­n übervolle Löffel vom einen zum anderen und sind begeistert.

Als Zwischenga­ng gibt es eine mürbknuspr­ige Quiche Lorraine, klassisch mit Speck und Zwiebeln, sowie Feldsalat mit Entenleber­parfait: Letzteres liegt fast Mousse-artig in kleinen Nocken zwischen den Salatblätt­ern, seine Süße und die Säure der Vinaigrett­e zerren aneinander, ohne sich gegenseiti­g zu überwältig­en. Auch das eine feine Sache. Allerdings: Schon nach diesen Tellern droht die Sättigung einzusetze­n.

Dabei kommt jetzt erst der Hauptgang! Ochsenback­e, so zart, dass das Benutzen des Messers eine Beleidigun­g wäre, dazu getrüffelt­er Kartoffels­tampf und Karotten. Auf der anderen Seite des Tisches: Saltimbocc­a vom Huhn mit Röstkartof­feln und Minze-Erbspüree. Das Hühnchen liegt in ein Stück Speck gewickelt auf einem Spiegel aus Sauerkirsc­hjus, herzhaft, heiß, hohe Schule. Einzig das Püree ist eine eher trockene Veranstalt­ung. Das lässt sich aber ja sehr gut in den Portweinju­s auf dem anderen Teller stippen.

Nach einer kurzen Pause wird der Nachtisch gebracht: Birnencrem­e auf Biscuit. Hat was von einem dekonstrui­erten Kuchen im Glas, ist aber so saftig, wie man sich ein Stück Torte wünscht. Für den letzten Klecks sorgt schließlic­h das Kumquatkom­pott, das zum (fast zu süßen) Tiramisu mit weißer Schokolade gereicht wird. Auf der Tischdecke schimmert er gülden.

➤ „Elianes Esszimmer“: Gärtnerstr. 54, Küchenzeit­en Mo-Fr 17-22 Uhr (Sa/So nur mietbar für Gruppen), um telefonisc­he Reservieru­ng wird gebeten: 0175-4354263

 ??  ?? Mit viel Liebe zum Detail hat Mirko Sachs (r.) „Elianes Esszimmer“gestaltet. Nicht im Bild: die knacksende Musik vom Grammofon, die den Abend untermalt, und das herzlich-raue Lachen des Gastgebers
Mit viel Liebe zum Detail hat Mirko Sachs (r.) „Elianes Esszimmer“gestaltet. Nicht im Bild: die knacksende Musik vom Grammofon, die den Abend untermalt, und das herzlich-raue Lachen des Gastgebers
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