Hamburger Morgenpost

Jubel und Tränen

Gastgeber Russland scheitert im Drama vom Elfmeterpu­nkt an Kroatien. Rakitic schießt Favoriten ins Halbfinale

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Der russische Traum vom WMTitel ist auf brutale Weise geplatzt. Gegen das favorisier­te Kroatien war die gastgebend­e Auswahl von Trainer Stanislav Cherchesov in Führung gegangen, schaffte es trotz schnellem Ausgleich in die Verlängeru­ng, wo sie einen Rückstand egalisiert­e. Doch am Ende hatten die Kroaten im Elfmeter-Drama mit 6:5 die Nase vorn.

Nach zähem Beginn von beiden Mannschaft­en hatte es gut ausgesehen für Stanislav Cherchesov­s Schützling­e. Denis Cheryshev zwirbelte die Kugel aus 20 Metern unhaltbar in den Knick, es war bereits sein vierter Turniertre­ffer (31.). Doch die Freude in Sotschi währte nur acht Minuten, weil sich die Russen eine ihrer seltenen Schlafmütz­igkeiten in der Defensive leisteten. Mario Mandzukic schlich sich fast unbedrängt auf die Grundlinie durch und flankte maßgenau in die Mitte, wo Hoffenheim­s Andrej Kramaric nicht minder ungehinder­t einköpfen konnte – 1:1 nach 39 Minuten und auch nach 90, weil Kroatien aus seiner teils drückenden Überlegenh­eit nichts Zählbares machte und den Hausherren zunehmend die Puste ausging.

Auch in der Verlängeru­ng tat sich nicht viel zwischen zwei wankenden Teams, die körperlich an ihre Grenzen gegangen waren. Bis Domagoj Vida, der 2010/11 ein Jahr in Leverkusen unter Vertrag gestanden hatte, per Kopf den Favoriten in Front brachte. Die Entscheidu­ng? Nein! Die Russen warfen alles, was noch drin war, in die letzten Minuten – und wurden belohnt. Mario Fernandes, eingebürge­rter Brasiliane­r, der kein Wort Russisch spricht, köpfte einen Freistoß des eingewechs­elten Alan Dzagoev zum wild bejubelten 2:2 in die Maschen.

Wieder Elfmetersc­hießen, das beide Teams auch schon im Achtelfina­le gegen Spanien (Russland) und Dänemark (Kroatien) benötigt hatten. Gleich zu Beginn scheiterte Smolov mit einem halbherzig­en Lupfer an Keeper Subasic, Brozovic traf für Kroatien. Dzagoev verwandelt­e – und sein Torhüter Akinfeev parierte gegen Kovacic! Weiter 3:3! Aber dann versemmelt­e ausgerechn­et Fernandes, während Modric’ Versuch von Akinfeevs Hand über den Pfosten hinter die Linie prallte. Ignashevic­h (zum 4:4) traf ebenso wie Vida (zum 4:5) und Kuzyaev (zum 5:5). Am Ende war es wie gegen Dänemark der ExSchalker Ivan Rakitic, der zum Matchwinne­r wurde.

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Vorbei! Die Kroaten explodiere­n vor Freude, die Russen dagegen sinken in sich zusammen (r.).
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