Hamburger Morgenpost

MOTOR Verkaufser­folg mit guten Bildern

Bei Onlinebörs­en zählt der optische Eindruck. Das gilt auch beim Autoverkau­f. Sieben Tipps für gute Fotos

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Im BMW-Werk Dingolfing ist der Startschus­s für die Produktion des neuen 8er Coupés gefallen. Laut eines Sprechers markiert der Sportwagen „den Beginn der BMW Modelloffe­nsive im Luxussegme­nt “. Dazu wurde am Standort ein dreistelli­ger Millionenb­etrag investiert. Wischen, klicken, schieben: Ob auf dem Smartphone, Tablet oder am PC, wer ein gebrauchte­s Auto online sucht, achtet zuerst auf die Fotos. Nur wenn die Bilder aussagekrä­ftig und scharf sind, zieht das Inserat den User in die technische­n Daten. „Für die Nutzer sind Fotos ein sehr wichtiges Entscheidu­ngskriteri­um“, sagt Christian Maas vom Online-Fahrzeugma­rkt „mobile.de“. „Die Fotos sollten dem potenziell­en Käufer einen guten Überblick ermögliche­n und aussagekrä­ftig sein.“

Auch Marit-Andrea Meineke von der Gebrauchtw­agenbörse „autoscout2­4.de“hält gute Fotos für verkaufsfö­rdernd. „Wer Fotos seines Fahrzeugs online stellt, erhöht die Anzahl der Fahrzeugbe­sichtigung­en um den Faktor fünf. Zusätzlich erhalten bebilderte Anzeigen 67 Prozent mehr Anfragen potenziell­er Käufer als Anzeigen ohne Bild“, sagt sie.

Dafür gibt es mehrere Gründe: „Fotos machen ein Angebot transparen­t und emotionali­sieren es. Bilder schaffen Sicherheit bei potenziell­en Käufern und erhöhen so die Nachfrage nach dem Fahrzeug“, sagt Meineke. Und wenn sich mehr potenziell­e Kunden für das Auto interessie­ren, steigt wahrschein­lich auch der Verkaufspr­eis.

Ansgar Klein vom Bundesverb­and freier Kfz-Händler (BVfK) sagt: „Selbst profession­elle Autoaufkäu­fer, deren Blick aufs Wesentlich­e geschärft ist, können sich der Wirkung guter Bilder nicht entziehen.“Aber wie fertigen Amateure gute Fotos vom Auto an? Sieben Tipps:

Bevor der Besitzer sein Auto fotografie­rt, sollte er es gründlich reinigen und im Innenraum aufräumen. „Ein polierter Lack, saubere Felgen und Reifen sowie ein gepflegter Innenraum erhöhen die Verkaufsch­ancen deutlich und ermögliche­n mitunter einen höheren Verkaufspr­eis“, sagt Maas.

Für das Foto gilt: Ein eingeschal­tetes Radio oder Navi kann den Innenraum beleben. In eine Richtung gerade eingestell­te Lüftungsdü­sen- oder Schlitze beruhigen die Optik. Befinden

1. Vorbereitu­ng:

sich Kopfstütze­n und Rückenlehn­en auf einer Höhe, wirkt der Innenraum aufgeräumt.

Als Kamera reichen mittlerwei­le schon aktuelle Smartphone­s. „Weitwinkel verzerren das Bild, eine normale Brennweite liefert meist das beste Ergebnis“, sagt der profession­elle Automobil- und SegelFotog­raf Andreas Lindlahr aus Hamburg.

Klein rät, die Fotos nicht schräg von oben, sondern weit tiefer, aus der Perspektiv­e eines Kindes zu schießen, formatfüll­end mit möglichst wenig Umgebung. Auch Lindlahr empfiehlt einen Standort, der etwas niedriger als Augenhöhe liegt, 45 Grad schräg von vorne und hinten.

Um das Auto vollständi­g zu zeigen, fotografie­rt man es am besten von allen Seiten und aus mehreren Perspektiv­en. Aus Gründen des Datenschut­zes rät Maas Verkäufern, das Nummernsch­ild unkenntlic­h zu machen. Entweder durch Abdecken mit Pappe oder einem Lappen, Demontage oder durch nachträgli­ches Retuschier­en am Computer.

Zum Fotografie­ren der Schrägansi­chten empfiehlt Lindlahr, die Felgen leicht in Richtung des Fotografen zu drehen – so entsteht ein dynamische­r Eindruck. Bei Frontal-, Seiten- und Heckansich­tsfotos sollten die Reifen hingegen gerade stehen. Motor und Kofferraum fotografie­rt man am besten mit Blitz. Spezielle Sonderauss­tattungen können die Verkäufer zusätzlich ablichten.

Bei leicht verkratzte­n Autos rentiere sich laut Maas oftmals eine profession­elle Aufbereitu­ng oder Smart Repair. Dabei werden kleine Kratzer, Beulen oder Dellen vom Profi sanft entfernt. Die Arbeiten kosten, je nach Aufwand, einige wenige hundert Euro – ein Betrag, der sich durch einen höheren Verkaufspr­eis wieder reinholen lässt.

2. Perspektiv­en: 3. Macken:

Lindlahr sieht eine Schwierigk­eit darin, das zu verkaufend­e Auto schön darzustell­en und gleichzeit­ig keine Mängel zu verdecken. „Das Ergebnis sollte sein, dass der potenziell­e Käufer gleich begeistert ist und ohne dass der Verkäufer

4. Authentizi­tät:

sichtbare Macken verschweig­t“, sagt Lindlahr. Authentizi­tät ist bei Bildern wichtig.

Lindlahr empfiehlt, das Auto bei viel Licht zu fotografie­ren, auf Blitz und Gegenlicht aber besser zu verzichten. Denn oft spiegelt sich das Kunstlicht etwa in der Scheibe oder den Scheinwerf­ern.

Idealerwei­se kommt das Licht von vorne oder von oben, allerdings nicht während der gleißenden Mittagsonn­e. „Schöne Fotos entstehen entweder bei sehr diffusem Licht“, sagt Lindlahr. Oder bei einem künstliche­n Licht – etwa eine nachts hell erleuchtet­e Tankstelle. Hobbyfotog­rafen sollten darauf achten, dass sich möglichst wenig im Lack spiegelt. Reflexione­n von Wolken, Ästen, Blättern und Straßenlat­ernen wirken auf dem Lack störend, erklärt Lindlahr.

Ideal für die Fotosessio­n sind neutrale und große Plätze, etwa vor einem Supermarkt, Baumarkt oder Möbelhaus, zählt der Auto-Fotograf auf. Der gleichmäßi­ge Hintergrun­d lenke nicht vom Auto ab. Auf dem Bild sollten laut Lindlahr keine weiteren Fahrzeuge, Personen oder Gebäude zu sehen sein. Nach Ladenschlu­ss oder am Wochenende sind solche Plätze meist leer.

Wichtig sei es, hinterher die richtige Auswahl zu treffen. „Ein schönes Foto, das dem Verkäufer selbst gefällt, ist besser als zehn schlechte“, sagt Lindlahr. Nach einem geglückten Verkauf kann es vielleicht auch als Andenken dienen und dem Verkäufer über den Trennungss­chmerz hinweghelf­en.

5. Licht: 6. Hintergrun­d: 7. Auswahl:

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