„Wir sind alle stark“Der bewegende Brief aus dem Höhlengefängnis
CHIANG RAI – Drinnen wird die Luft dünner, draußen arbeiten Helfer gegen die Zeit, und Angehörige harren vor Sorge in Zelten aus. Denn noch immer sind die zwölf Jungs und ihr Trainer in der Höhle in Thailand gefangen. In dieser Ungewissheit haben sie nun einen bewegenden Brief an ihre Familien geschrieben.
Es sind nur wenige Worte, doch sie geben den Familien neue Hoffnung. Jeder Junge hat eine kleine Botschaft geschrieben, ein Rettungstaucher hat den Brief nach draußen gebracht.
Ein Jugendlicher namens Pheerapat wendet sich in dem Brief an seine „geliebten Eltern“und seine Schwester. Er musste in der Höhle seinen 16. Geburtstag verbringen. „Sorgt euch nicht um mich“, schreibt er. „Ich liebe euch alle.“Diese kurze Botschaft rührt seine Mama, die seit Tagen am Höhleneingang campiert, zu Tränen. „Ich bin so froh, seinen Brief und seine Handschrift zu sehen“, sagt sie. Manche der Kinder haben Herzchen auf das Notizheftpapier gemalt. „Macht euch keine Sorgen, wir sind alle stark“, hat ein Junge in blauer Tinte auf den Block geschrieben.
Auch der Trainer meldet sich im Brief – und bittet um Vergebung. Er verspricht den Eltern, sich um ihre Jungs zu kümmern. „Derzeit geht es ihnen allen gut“, Seit zwei Wochen sind die Jungs im Höhleninneren gefangen. Dort ist es dunkel und kalt. versichert er. Der 25-Jährige wurde in Thailand kritisiert, weil er mit den Jungen in die Höhle gegangen war. Die Mannschaft hatte am 23. Juni die Tham-Luang-Höhle besichtigt und war von einer Sturzflut überrascht worden. Sie retteten sich ins Innere. Der Trainer teilte sein Essen und sprach den Jungen im Dunkeln Mut zu.
Wie die Jungs aus der Höhle gerettet werden sollen, ist indes weiter unklar. Um selbst ins Freie zu tauchen, sind sie zu schwach. Noch immer ist die Höhle zum Großteil überflutet, ein Taucher ist bei einem Einsatz gestorben.
Die Gefahr von Infektionen in der Höhle steigt, die Luft wird dünner und der Hunger immer unerträglicher. „Ich will gebratenes Schweinefleisch essen“, bricht es im Brief aus einem Fußballer heraus. Indes haben Einsatzkräfte mehr als 100, teils 400 Meter lange Rettungsschächte in die Tiefe gebohrt – die Kinder bislang aber nicht erreicht.
Helfer haben Wasser aus der Höhle abgepumpt, erklärt der Leiter der Rettungsaktion. „Jetzt und in den kommenden drei Tagen sind die Bedingungen mit Blick auf Wasserstand, Wetter und Gesundheit der Jungen perfekt“, sagt er mit Blick auf einen Rettungsversuch. Allerdings werden starke Regenfälle in der Region erwartet, und der Pegel in der Höhle droht damit erneut zu steigen.