Hamburger Morgenpost

Fall Özil: Die üblen Fouls des DFB

Präsident Grindel und Nationalel­f-Manager Bierhoff versagen auf gesellscha­ftspolitis­cher Ebene komplett

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Wer gedacht hatte, das trostlose WM-Aus nach der entlarvend­en 0:2-Pleite gegen Südkorea sei der Tief unkt im Jahreskale­nder des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gewesen, der sieht sich dieser Tage eines Besseren belehrt. Immerhin: Noch tiefer als in der Nachbehand­lung der Personalie Mesut Özil kann das Niveau nicht mehr sinken. Die Zeichen, die die Protagonis­ten dabei aussenden, sind zerstöreri­sch.

Die deutsche Nationalma­nnschaft stand in den vergangene­n Jahren für so viele positive Dinge. Sportliche­r Natur sowieso, aber eben auch für Multikulti, für gelungene Integratio­n, für Vielfalt, Weltoffenh­eit, Moderne. Egal, welche Af -Amöbe sich öffentlich an einem Jerome Boateng, an einem Mesut Özil abarbeiten wollte, ein Sturm der landesweit­en Entrüstung mähte das bräunliche Gefasel umgehend nieder.

Und jetzt?

Zerstört sich das einstige Vorzeige-Projekt selbst. Und die Großkopfer­ten höchstpers­önlich schwingen die Abrissbirn­e.

Eins vorweg: Das Verhalten des eisern schweigend­en Mesut Özil (und auch von Ilkay Gündogan, trotz dessen späterer Erklärung) in Bezug auf die Fotos mit dem türkischen Despoten Recep Tayyip Erdogan ist irgendwas zwischen unfassbar, schäbig und dämlich. Daran gab es aber auch schon vor zwei Monaten, als die Nummer aktuell war, keinen Zweifel. Das hätten die Verantwort­lichen spätestens anhand der Zuschauerr­eaktionen bei den letzten beiden WM-Testspiele­n gegen Österreich (1:2) und Saudi-Arabien (2:1) registrier­en müssen, als Özil und Gündogan von den deutschen Fans ausgepfiff­en wurden. Man hätte das Duo aus dem Kader streichen können, um Druck vom Kessel zu nehmen. Man hätte den Spielern einen Weg aus der Krisensitu­ation anzeigen, ihnen sicheres Geleit geben können. Aber der DFB tat – nichts!

Statt sich der Problemati­k zu stellen, wurde so getan, als gäbe es sie gar nicht. „Jetzt reicht es dann auch“, hatte Nationalel­f-Manager Oliver Bierhoff kurz vor Beginn der Weltmeiste­rschaft in Russland gesagt. Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel erklärte die Debatte mit Turnierbeg­inn für abgeschlos­sen, zumal es „gar nicht viele andere überzeugen­de Alternativ­en“gegeben habe.

Heute wird in Russland das erste Halbfinale angepfiffe­n, die deutsche Mannschaft ist nicht mehr dabei. Schon lange nicht mehr. Zum ersten Mal i hat sie die überstan lich ist m nach den einen Na

Mesut Öz

Als E kam Bi hoff a diese stei le These.

Beziehungs­weise irgendwie auch nicht, erklärte er, nachdem ein Shitstorm ungeahnter Stärke über ihn hinweggezo­gen war. Er sei ja missversta­nden und fehlinterp­retiert worden, als er in einem Interview sagte: „Man hätte überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet.“Zum Glück gibt’s da ja aber auch noch Grindel, CDU-Politiker, Funktionär aus Leidenscha­ft und mit eklatanten Problemen in der Selbstwahr­nehmung. Er forderte Özil öffentlich zu einer Erklärung auf. Jetzt! Zehn Tage nach dem WM-K.o.! Um es mit NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet zu sagen: „Auf die Idee, dass ein Foto mit Erdogan an der Niederlage gegen den Fußball-Giganten Südkorea schuld sein soll, können auch nur DFB-Funktionär­e nach drei Wochen Nachdenken kommen.“Doch es geht längst nicht nur um Fußball. Es geht – auch und vor allem – um gesellscha­ftspolitis­che Verantwort­ung. Kann man Özil sicherlich eine gewisse Unbedarfth­eit beim weren Theen, so trifft FB-Vertreter zu. In einer die Themen und Einwanhöch­st emol debattiert rden, sind lche Aussaen brutale ouls an unerer Gesellchaf­t.

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Oliver Bierhoff (l.) und Reinhard Grindel stehen massiv in der Kritik.

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