Hamburger Morgenpost

Riesig, Jungs!

Der furiose Aufstieg des neuen Hamburger Teams. Hilfe der Gold-Psychologi­n

- NILS WEBER n.weber@mopo.de

Monatelang hatten sie als Welt-Tour-Frischling­e Lehrgeld gezahlt, Rückschläg­e kassiert und Enttäuschu­ngen verdauen müssen. Jetzt haben sich Hamburgs Beachvolle­yball-Hoffnungen Julius Thole (21) und Clemens Wickler (23) belohnt. Der Erfolg schmeckt süß – und macht nur noch hungriger.

Espinho, eine Kleinstadt an der portugiesi­schen Atlantikkü­ste, südlich von Porto. Ein schöner Flecken, der vor allem für seinen Strand bekannt ist. Aber eher kein Ort, der dem Besucher ewig im Gedächtnis bleibt. Bei Julius Thole wird das anders sein.

Am vergangene­n Wochenende haben der 2,05-MeterRiese und Partner Wickler beim dortigen Welttour-Turnier überrasche­nd Platz drei belegt. „Bronze ist sensatione­ll, einfach unglaublic­h!“, schwärmt Thole im Gespräch mit der MOPO.

Auf dem Weg aufs Treppchen schalteten die beiden Hamburger unter anderem das Duo aus Olympiasie­ger Alison Cerutti und Weltmeiste­r André Loyola (Brasilien) sowie das US-Spitzentea­m Phil Dalhausser und Nick Lucena aus. Vor allem der Sieg gegen Letztere war für Thole etwas ganz besonderes. „Dalhausser ist mein Kindheitsi­dol. Ein unfassbar geiler Spieler, eine Legende. Erstmals gegen ihn zu spielen und auch noch zu gewinnen – das war der größte Sieg.“

Platz drei auf der Welttour ist der bislang größte Erfolg des vor dieser Saison formierten Duos. Der Start war mehr als holprig.

„Wir haben eine Menge Kacke gefressen. Der erste Teil der Saison war hart für uns“, berichtet Jura-Student Thole.

Die Neulinge mussten sich in jedem Turnier durch die Qualifikat­ion kämpfen, und häufig schon dort die Segel streichen. USA, China, Brasilien – Reisestres­s, Jetlag und gleich wieder die Koffer packen. „Wir haben unser Potenzial oft nicht zeigen können. Das war frustriere­nd“, so Thole. „Aber das hat uns abgehärtet. Jetzt wurden wir belohnt.“

Bei den vergangene­n drei Turnieren schafften es Thole/Wickler jeweils mindestens ins Achtelfina­le. „Wir haben endlich stabil gespielt“, freut sich Thole. Ein Grund dafür ist auch die Zusammenar­beit mit der Sportpsych­ologin Anett Szigeti, die seit Jahren die „Golden Girls“Laura Ludwig und Kira Walkenhors­t betreut. „Anett war bei den letzten beiden Turnieren vor Ort. Es ist sicher kein Zufall, dass es da besonders gut gelaufen ist.“

Der Lohn der jüngsten Erfolge: Bei den kommenden Top-Turnieren in Wien und Moskau haben die BeachJungs einen Platz im Hauptfeld schon sicher. „Das ist richtig cool.“Ausruhen ist nicht. Der Erfolg von Espinho hat nur noch hungriger gemacht. „Wir wollen weiter Gas geben und uns verbessern.“

Wir haben ’ne Menge Kacke gefressen. Das hat uns abgehärtet. Jetzt wurden wir belohnt. Julius Thole

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