KROATIEN Jubelstürme nach erstem Final-Einzug. Trainer Dalic fassungslos: „Die sind nicht normal“
Nur der letzte Schritt fehlt noch. Aber mal ehrlich: Wer würde es wagen, diesen Stehaufmännchen den nicht auch noch zuzutrauen? Kroatien greift am Sonntag gegen Frankreich nach seinem ersten WM-Titel. Die Hochachtung der Welt haben sie schon jetzt.
So viel Kraft hatten sie dann auch noch. Wenige Minuten nach dem Abpfiff wurde es noch mal feurig auf dem Rasen des Luschniki-Stadions. Angetrieben von ihren Kindern setzten die kroatischen Stars zu einem letzten Jubellauf an, erst danach ließen sie es dann mal gut sein. Dieses 2:1 gegen England, die dritte Verlängerung binnen elf Tagen, hatte ihnen alles abverlangt. Aber genau das zeichnet sie aus. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und Kroatien findet sogar die verwinkelsten Pfade.
Ein Team, viele Helden. Das ist es, was dieses Kroatien ausmacht. Mal ist es Ivan Rakitic, der Herr der Elfmeter. Immer wieder Luka Modrić, der moderne Mozart des Fußballs. Domogaj Vida, dieses Ungetüm aus der Abwehr, das den Gegnern schlimme Schmerzen zufügen kann – körperlich wie seelisch. Und diesmal nun Ivan Perisić und Mario Mandzukić. Ex-Bundesligastars, die den Deutschen mit ihren Toren zumindest ein wenig das Gefühl gaben, sie hätten einen Anteil am kroatischen Fußball-Märchen. Viele Männer, ein Team. Kämpferić, himmlić, euphorić – einfach nur gigantić! Nach dem vorerst letzten Heldenstück war dann sogar der Trainer platt. „Ich muss den Burschen gratulieren und sagen: Die sind nicht normal. Irre, wie sie gespielt haben, wie sie gerannt sind, wie sie gekämpft haben“, lobte Zlatko Dalić, dieser NoName aus dem bosnischen Livno, erst seit Oktober 2017 im Amt und Vater des neuen Wir-Gefühls.
Zu Hause gibt es natürlich kein Halten mehr. Nicht in Rijeka oder Split, schon mal gar nicht in Zagreb. „Ist das ein Traum?“, fragte das auflagenstärkste Boulevardblatt „24sata“. „Wir sind im Finale. Weint, umarmt euch, feiert!“
Das dürfen sie. Aber nicht zu sehr, denn noch ist die Arbeit nicht getan. „Uns fehlt ein letzter Schritt“, weiß ExHSV-Star Ivica Olić, der als Assistenztrainer der „Vastreni“den größten Erfolg seiner Karriere feiern kann.
Weltmeister Kroatien. Das klang verrückt, bis vor ein paar Tagen. Nun sind sie so nah dran. Sie wären ein würdiger Champion, denn sie haben alles, was es dazu braucht. Den Willen, die Disziplin, dazu auch immer wieder etwas Wildes, Unbezähmbares. 22 Spieler mit rund vier Millionen Fans im Rücken sind bereit für den letzten Schritt. Frankreich sollte sich warm anziehen – denn am Ende feiert immer Kroatien. Zur Not eben nach 120 Minuten. Oder noch etwas später. So ist das, bei dieser WM.