Hohn und Häme für Trump
Verheerendes Echo für US-Präsidenten:
WASHINGTON - Das hatte sich Donald Trump sicherlich ganz anders vorgestellt. Statt als Held, der durch sein Treffen mit Präsident Putin die Beziehung zu Russland entscheidend voranbringt, wurde er in seiner Heimat mit Schimpf und Schande empfangen. Selbst seine eigenen Parteifreunde ließen kein gutes Haar an Trumps Auftritt in Helsinki.
Mit leeren Händen nach Hause gekommen, von Putin vorgeführt – so sehen viele Amerikaner Trumps Rolle beim Gipfel von Helsinki. Ex-CIA-Direktor John Brennan schlug Alarm: Putin habe „Trump ganz und gar in der Tasche“. Trumps Wirken grenze an „Hochverrat und Verbrechen“.
Sogar der Trump’sche Haussender Fox News zitiert stundenlang Kritiker, die kein gutes Haar am Präsidenten lassen. Moderatoren fanden drastische Worte: Neil Cavuto fand den Auftritt des Präsidenten sogar „widerlich“.
„Die Pressekonferenz in Helsinki war eine der schändlichsten Vorstellungen eines amerikanischen Präsidenten seit Menschengedenken“, schrieb das Republikaner-Urgestein John McCain. Der schwer kranke Partei-Veteran attestierte dem Präsidenten Inkompetenz und Verbohrtheit: „Präsident Trump erwies sich nicht nur als unfähig, sondern auch als nicht willens, Putin die Stirn zu bieten.“
Der mächtige Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, rief seinen Parteifreund Trump auf, anzuerkennen, dass Russland kein Verbündeter sei. Der republikanische Senator Lindsey Graham sprach von einem „schlechten Tag für die Vereinigten Staaten“. „Es war der ernsteste Fehler seiner bisherigen Präsidentschaft“, sagte sogar Trump-Kumpel Newt Gingrich. Das müsse sofort korrigiert werden.
Trump hatte sich in Helsinki einen schweren Patzer geleistet. Nachdem Putin jede Einmischung in die USWahl 2016 dementiert hatte, wurde Trump gefragt, ob er mehr dem russischen Präsidenten traue oder den USGeheimdiensten, die von einer Einmischung Russlands ausgehen. Darauf Trump: „Ich habe großes Vertrauen in meine Geheimdienstleute. Aber ich werde ihnen sagen, dass Präsident Putin in seinem Dementi heute extrem
stark und kraftvoll war. Ich habe Vertrauen in beide Parteien.“Dass Trump sich nicht auf die Seite der USGeheimdienste stellte, sorgte vor allem bei den Konservativen in den USA für Empörung.
Trump selbst reagierte auf Twitter erst mal gewohnt aggressiv auf die vernichtende Kritik: Die „Fake News“– seine Wortwahl für seriöse Medien – würden durchdrehen. Doch am Abend gab der Präsident sich dann angesichts des strammen Gegenwinds ziemlich kleinlaut: Er räume ein, dass sich Russland in die Wahl 2016 eingemischt habe, so Trump im Weißen Haus zu Reportern. Aber der Gipfel in Helsinki sei halt doch ein ganz großer Erfolg gewesen.