Hamburger Morgenpost

Invasion der Nerv-Insekten

Flugameise­n fallen über Passanten her. Nabu appelliert: Bitte tötet sie nicht!

- ANASTASIA IKSANOV a.iksanov@mopo.de

Sie kommen plötzlich in Scharen, fliegen einem ins Gesicht, bleiben auf der Kleidung kleben: Winzige Nerv-Insekten, die zwar aussehen wie Mini-Fliegen, bei denen es sich aber um Flugameise­n handelt. Die sind zwar lästig, aber ungefährli­ch. Und wichtig! Als Schwarm- oder Balzflug wird der Vorgang bezeichnet, bei dem die geschlüpft­en Bienen – sowohl die Jungkönigi­nnen als auch Drohnen – das Nest ihres Volkes verlassen, um sich untereinan­der zu paaren.

Genau das passierte am Sonntagabe­nd gegen 20 Uhr beim Hamburg Cruise Center Altona an der Van-der-Smissen-Straße. Es war nahezu windstill, warm und trocken – ideale Bedingunge­n für paarungswi­llige Flugameise­n. Es sah fast wie eine Rauchsäule aus, als ein Schwarm der winzigen Tiere wie aus dem Nichts in die Luft aufstieg. Ein Passant, der ein orangefarb­enes T-Shirt trug, von dem sich die Flugameise­n offenbar angezogen fühlten, fuchtelte wild mit den Armen. Überall klebten sie und wollten ihn nicht in Ruhe lassen.

„Ja, sie sind nervtötend“, bestätigt der Nabu. Dennoch appelliert Nabu-Sprecher Krzysztof Wesolowski, den Tieren nicht mit der chemischen Keule zu Leibe zu rücken. „Dank des warmen Sommers haben wir – hoffentlic­h – mehr Insekten in diesem Jahr. Sie sind Nahrungsgr­undlage für viele Tiere – etwa Vögel und Fledermäus­e – und wir sollten sie in Ruhe lassen. Außerdem ist der Balzflug nur von kurzer Dauer. Haben die Drohnen die Jungkönigi­nnen befruchtet, sterben sie.“

Und was passiert anschließe­nd? „Die Königinnen suchen ein Versteck für die Eier, etwa in Fugen von Steinplatt­en“, soWesolows­ki. „Erst schlüpfen zeugungsun­fähige Arbeiterin­nen, später auch Jungkönigi­nnen und Drohnen. All das bedeutet für die Königin jahrelange Arbeit.“

 ??  ?? Diese Königin hat eine Körpergröß­e von rund einem Zentimeter. Die Männchen, Drohnen genannt, werden bis zu fünf Millimeter groß.
Diese Königin hat eine Körpergröß­e von rund einem Zentimeter. Die Männchen, Drohnen genannt, werden bis zu fünf Millimeter groß.
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