Geldwäschevorwurf gegen Juan Carlos
Heimlich mitgeschnittene Aussagen einer „innigen Freundin“bringen ihn in Not
Madrid - „Das ist nichts Neues. Es gab Indizien, und jetzt haben wir Belege“, glaubt Alberto Garzón. In einem Radiointerview ließ der Vorsitzende der Vereinten Linken keine Zweifel daran, dass er die spanische Monarchie für korrupt hält. „Die Königsfamilie hat ihre privilegierte Lage der juristischen Unantastbarkeit für ihre Ausschweifungen genutzt.“
Der Anlass für die starken Worte des Linkspolitikers ist die Veröffentlichung heimlicher Aufzeichnungen eines Gespräches, dessen Inhalt Garzón für „glaubwürdig“hält, weil es zahlreiche Elemente enthalte, „über die es ausreichende Hinweise gab“. Das kann so sein. Belegt ist aber gar nichts. Die Aufzeichnungen sind allerdings in der Welt. Vergangene Woche haben sie zwei spanische Netzzeitungen veröffentlicht.
Die Protagonistin der heimlichen Mitschnitte eines Gespräches aus dem Jahr 2015 ist Corinna zu Sayn-Wittgenstein. Die 53jährige Deutsche war nach eigenen Worten lange Jahre eine „innige Freundin“von Juan Carlos, dem 2014 abgedankten spanischen König. Ihr Name war den Spaniern nach einer gemeinsamen Elefantenjagd in Botswana bekanntgeworden, bei dem sich der damalige Monarch 2012 eine Hüfte brach.
Welche Rolle die deutsche Geschäftsfrau im Leben des Königs spielte, lässt sich nur erahnen. Wahrscheinlich gäbe ihre Beziehung Stoff für Romane her.
Ein wenig ist der Schleier nun allerdings gerissen. Ein Polizeikommissar traf sich vor drei Jahren in London mit zu Sayn-Wittgenstein und einem spanischen Geschäftsmann und nahm die Gespräche auf. Jetzt wurden sie veröffentlicht. Zu SaynWittgenstein ist darüber nicht erfreut. Seit langem gebe es eine „politisch motivierte“Kampagne, um sie in Verruf zu bringen, beklagte sie. Dass die Aufnahmen gefälscht seien, behauptete sie nicht.
In den Gesprächen gibt zu Sayn-Wittgenstein zu verstehen, dass Juan Carlos sie als Strohfrau für illegale Geschäfte benutzt habe. „Er tat das nicht, weil er mich besonders liebte, sondern weil ich meinen Wohnsitz in Monaco habe“, erzählte sie. „Morgens stehst du auf und besitzt ein Grundstück in Marrakesch. Und er sagt: Gib es mir! Aber wenn ich das tue, ist es Geldwäsche.“Ob es stimmt, was zu SaynWittgenstein bei diesem Gespräch sagte, müsste die spanische Justiz verifizieren. Die Aufnahmen befinden sich offenbar in Händen der Polizei.
Juan Carlos jedenfalls ist jetzt in akuter Not. Ungünstig für ihn: Seit seiner Abdankung steht er juristisch nicht mehr unter besonderem Schutz. Die linkspopulistische Partei Podemos will einen Untersuchungsausschuss. Zunächst soll der spanische Geheimdienst-Chef hinter verschlossenen Türen aussagen. Was danach geschehen wird, ist offen. Der Stein ist ins Rollen gekommen.