Der Letzte seines Stammes
Seit 22 Jahren lebt dieser Mann allein im Urwald
BRASILIA - Die Videobilder zeigen, wie ein halbnackter Mann mitten im Dschungel mit Wucht einen Baum fällt. Keiner weiß, wer der Eingeborene im brasilianischen Regenwald ist, wie er heißt, keiner kennt die Sprache seines Stammes: Seit mindestens 22 Jahren soll der „Letzte seines Volkes“allein in der Wildnis wohnen – ohne Kontakt zur Außenwelt. Die anderen Mitglieder seiner Gruppe wurden höchstwahrscheinlich von Viehzüchtern getötet, als diese in die Region vordrangen.
Bekannt ist der letzte Überlebende, der auf ein Alter von etwa 50 Jahren geschätzt wird, heute als „Eingeborener im Loch“. Denn rings um seine Hütte, die er sich aus Stroh gebaut hat, und auch an zahlreichen anderen Stellen grub er Löcher, in denen er sich versteckt oder Tiere fängt.
Seit 1998 gab es jedoch keine Aufnahmen mehr von ihm – bis jetzt Vertreter von Funai, der brasilianischen Behörde für indigene Völker, ein Video von 2011 aus dem Dschungel von Rondonia veröffentlichten. Dann und wann statten Behördenmitarbeiter dem DschungelMann in sicherer Entfernung einen Besuch ab, um zu sehen, ob er noch lebt, und sie legen Äxte und Pflanzensamen für ihn ab. „Er ist gesund und in guter Verfassung“, sagte ein Funai-Sprecher der britischen Zeitung „Guardian“. Das Jagen von Affen und Vögeln mit selbst geschnitzten Pfeilen sowie die Versorgung seiner Maniok-, Mais- und Papaya-Plantagen um sein Haus scheinen den Ureinwohner fit zu halten.
Rund 113 Stämme sollen nach Experten-Schätzungen im brasilianischen Amazonas-Gebiet ohne Kontakt zur Außenwelt leben. Funai hat entschieden, im Fall des „Letzten seines Stammes“den Eingeborenen nicht zu kontaktieren. Mit Ausnahme eines Angriffs Bewaffneter auf den Mann 2009 gelang es der Behörde, sein Territorium zu schützen und wiederholte Versuche der umliegenden Viehzüchter, das Gebiet zu beanspruchen, abzuwehren. Stattdessen wurde die Schutzzone sogar um 3000 auf heute 8070 Hektar erweitert. Hoffentlich kann er so in Frieden und Sicherheit leben.