Was der DFB von Altona lernen kann
Oberligist verkörpert Integration. Algan: „Herkunft interessiert mich nicht“
Von LUIS VIEIRA HEINE
Mesut Özil (29) und sein Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft – ein Thema, das die deutsche Fußball-Landschaft nachhaltig erschüttert. Die Rassismus-Vorwürfe des Weltmeisters von 2014 gegen den DFB schlagen hohe Wellen. Die Integrationspreisgewinner von Altona 93 haben der MOPO ihre Sichtweise erklärt.
„Es spielt keine Rolle, wo jemand herkommt oder welche Sprache er spricht. Mir geht es darum, dass die Jungs ein gutes Herz haben. Wir leben hier die Tugenden des Respekts aus.“, sagt Altonas Cheftrainer Berkan Algan (41). Das habe ihm in der Causa Özil gefehlt. „Da werden doch die Gefühle vernachlässigt! Es ist doch nicht möglich sich zu entfalten, wenn man gekränkt ist! Deutschland hätte hinter ihm stehen müssen“, so der Coach.
Ein Thema in der Kabine sei es nicht gewesen, sagt Innenverteidiger Abdullah Yilmaz (29). „Wir konzentrieren uns auf Fußball!“Dennoch kann Yilmaz Özils Schritt nachvollziehen. „An seiner Stelle wäre ich auch zurückgetreten. Ich fand es nicht korrekt, dass sich der DFB erst hinter Özil gestellt hat, und ihn nach der WM dann als Sündenbock dargestellt hat“, sagt der DeutschTürke. Sein Teamkollege Vincent Boock (25) pflichtet ihm bei: „Gerade die ganze mediale Kritik ist schwer für so einen jungen Menschen. Vielleicht hat er das Bild aus Angst oder Respekt gemacht, das weiß man nicht“, so der Mittelfeldspieler.
„In meiner Zeit bei Altona habe ich es nie erlebt, dass ein Spieler rassistisch angegriffen wird. Wir sind alle gleich, die Hautfarbe spielt keine Rolle“, erklärt Yilmaz. Boock führt aus: „Erfolgreich Fußball spielen – das geht nur zusammen, als Einheit!“
Eine Einheit stellt der DFB schon lange nicht mehr da. Der stolze Verband, der im März Altona 93 den Integrationspreis verliehen hat, kann sich eine Menge vom Oberligisten abschauen.