„Ich habe viel Mist in Liebesdingen erlebt“
Kylie Minogue spricht vor ihrem Konzert in Hamburg über Sexismus, das Alter und Musik
Mit „Golden“erschien im April Kylie Minogues bereits vierzehntes Album, im November kommt die 50-jährige Australierin nach Hamburg – die MOPO traf die Sängerin zum Interview.
MOPO:„Golden“ist Ihr 14. Studioalbum. Ist es überhaupt noch aufregend für Sie, eine neue Platte zu veröf entlichen? Kylie Minogue: Und wie! Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen, als ein britischer Radiosender das erste Mal die Single „Dancing“gespielt hat. Ich konnte mich gar nicht beruhigen. Und das Feedback war so großartig, dass es mich fast zum Weinen gebracht hätte. Daran gewöhnt man sich nie! Aber es ist auch eine sehr besondere Platte für mich Da ist jede Menge Herzschmerz in den neuen Songs. Mussten Sie sich nach der Trennung von Ihrem Verlobten Joshua Sasse den Liebeskummer von der Seele schreiben?
Nun ja, die Songs handeln generell von meinem Leben mit der Liebe, nicht explizit von der letzten Liebe. Ich habe viel Mist in Liebesdingen erlebt. 2016 war kein gutes Jahr für mich. Es ist schlimm, wenn du dich selbst verlierst, wenn du dich alleine und hilf os fühlst und nicht mehr weißt, was Liebe eigentlich bedeutet. Ich will nicht übertreiben, aber es war schon recht traumatisch nach der letzten Trennung. Die Arbeit im Studio war da wie Therapie.
Fühlt es sich denn wie ein Makel an, mit 50 unverheiratet und ohne Kinder zu sein?
Wie ein Makel fühlt es sich definitiv nicht an! Aber was soll ich sagen? Ich habe keine Erklärung dafür. Ich weiß nicht mal, ob es gut oder schlecht ist, in meinem Alter Single zu sein. Vor 30 Jahren wurde ich immer wieder gefragt, wo ich mich in fünf oder zehn Jahren sehen würde. Ich bin mir sicher, dass ich davon sprach, ein paar Kinder zu haben, aber nicht davon, verheiratet zu sein. Nun hat sich herausgestellt, dass Mutter zu sein sich auch nicht für mich erfüllt hat. Aber es gibt Menschen, die schwerere Päckchen zu tragen haben als ich.
Madonna (59) wird ihr Alter ja immer wieder zum Vorwurf gemacht. Da wird dann gern gesagt, ihre Auf ritte schicken sich nicht für eine Frau ihres Alters. Wenn es eine Frage des Geschmacks ist, bitte schön. Aber jeder hat einen anderen, oder? Die Fixierung auf das Alter ist nervig, und es ist langweilig. Mir war aber klar, dass ich nach meinem Alter gefragt werden würde. Das war ja schon bei meiner letzten Platte vor vier Jahren so. Darauf zu antworten, wird nicht einfacher. Und es zeigt auch, wie viel Sexismus in der Branche immer noch herrscht. Haben Sie den Sexismus in der Musik- und Medienbranche selbst schon zu spüren bekommen?
Na, klar! „Sie sieht schlimm aus.“„Sie sieht zu gut aus für ihr Alter.“„Oh Gott, wie konnte sie das tun!“– Das ganze Speklesen. Die Wahrheit ist: Ich kann mich selbst nicht jünger machen, ich kann mich nicht älter machen. So jung, wie ich gerade vor dir sitze, werde ich definitiv nie wieder sein. Morgen werde ich älter sein – aber auch nur, wenn ich Glück habe! Denn das sollten wir alle nicht als selbstverständlich ansehen.
Und wenn Sie nun nicht mehr in den „Sexiest Woman Alive“-Listen der Männer-Magazine auftauchen?
Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber danke auch für den Hinweis! (lacht) Doch wer weiß: Vielleicht machen die Herren für mich eine 50-plus-Kategorie auf ? DAS INTERVIEW FÜHRTE KATJA SCHWEMMERS
➤ Mehr!-Theater: 24.11., Karten ab Freitag (27.7., 10 Uhr), ab 83 Euro