Hamburger in der Türkei im Gefängnis
Was ihm vorgeworfen wird:
Er wollte Urlaub machen, mit seiner Familie in der Türkei entspannen – jetzt sitzt Dennis E. im Gefängnis. Vor wenigen Tagen stürmte eine Spezialeinheit sein Haus in der Provinz Hatay, nahm ihn fest. Der Vorwurf: Terrorpropaganda! Das ist absurd, sagt Kazim Abaci (SPD).
Hamburgs Bürgerschaftsabgeordneter steht im Kontakt mit der Familie und ist fassungslos. Denn abermals fällt ein deutscher Staatsbürger der türkischen Regierung zum Opfer. Dem gebürtigen Harburger Dennis E. wird unter anderem Online-Propaganda für die verbotene kurdische Rebellengruppe PKK vorgeworfen.
„Der Vorwurf ist an den Haaren herbeigezogen. Ich fordere die sofortige Freilassung“, so Kazim Abaci. Auch die Bundesregierung ist eingeschaltet, hat laut Auswärtigem Amt über die Deutsche Botschaft in Ankara Kontakt zu den türkischen Behörden aufgenommen. Dennis E. sitzt jedoch noch immer in Haft, im Gefängnis in Iskenderun. In dieser kleinen Stadt an der syrischen Grenze stürmten vor ein paar Tagen Spezialkräfte sein Haus.
Aus dem familiären Umfeld heißt es, ein ehemaliger türkischer Offizier habe ein Problem damit gehabt, dass ein Kurde neben ihm wohnt. In der Tat ist Dennis E. kurdischer Abstammung, besitzt aber nur den deutschen Pass – und hat nach Informationen der MOPO am Sonntag keinen Bezug zur PKK.
Er soll vielmehr Mitglied des Verbandes der Vereine aus Kurdistan (Komkar) sein. Der setzt sich nach eigenen Angaben für das gleichberechtigte und friedliche Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen ein, hat sich stets von Gewalt als politischem Mittel distanziert. Der Vorwurf der türkischen Regierung scheint dadurch einmal mehr absurd.
Denn auch in der Vergangenheit wurden immer wieder Deutsche wegen vermeintlicher Terrorpropaganda zu Unrecht in der Türkei inhaftiert – unter anderem der „Welt“-Journalist Deniz Yücel. Er kam im vergangenen Februar nach einem Jahr Gefängnis frei. Bleibt zu hoffen, dass es Dennis E. nicht genauso ergeht.