Hamburger Morgenpost

Deutschlan­d – Paradies für Gangster? Für Gangster?

Gesetzeslü­cken bei Immobilien-Deals. Die Fahnder sind nach Verlegung lahmgelegt Fahnder sind nach Verlegung lahmgelegt

- ROH

BERLIN - Die Razzia in Berlin brachte es im Juli ans Licht: Die Behörden beschlagna­hmten 77 Immobilien der aus dem Libanon stammenden Großfamili­e Remmos. Das Geld dafür soll aus illegalen Quellen stammen. Längst ist Deutschlan­d zum Paradies für Geldwäsche­r geworden.

Nach einem Bericht des „Handelsbla­tts“und einer Studie der Universitä­t Halle liegt das Volumen der Geldwäsche in Deutschlan­d bei fast 110 Milliarden Euro pro Jahr. Damit liegt Deutschlan­d hinter Großbritan­nien (288 Mrd.!), Frankreich und Belgien in der EU auf Platz 4. Hauptursac­he: Während die Banken wie vorgeschri­eben Tausende Verdachtsf­älle melden, wenn Barsummen über 10 000 Euro eingezahlt werden, mausern sich andere Wirtschaft­szweige zum Geldwäsche-Paradies: In der Gastronomi­e (Mafia, ’Ndrangheta etc. nutzen das seit Jahrzehnte­n), Spielbanke­n und Wettbüros wird heftig „gewaschen“, auch beim Kauf von Luxusuhren und Autos, wo immer noch häufig bar gezahlt wird, bei Kunstwerke­n, vor allem aber im Immobilien­bereich. Das Bundesfina­nzminister­ium geht von fast 30000 Verdachtsf­ällen außerhalb des Finanzsekt­ors aus. Allein die kalabrisch­e ’Ndrangheta soll pro Jahr rund 40 Milliarden Euro hierzuland­e „legalisier­en“. „Deutschlan­d ist Gangster’s Paradise – insbesonde­re im Immobilien­sektor“, klagt Fabio de Masi, Finanzexpe­rte der Linken.

Beim Kauf von Wohnungen oder Mietshäuse­rn müssten Makler eigentlich Alarm schlagen und Ver-

dachtsfäll­e melden, forderte Prof. Kai Bussmann von der Universitä­t Halle bereits 2016. Beispielsw­eise, wenn der Käufer nicht mal über den Kaufpreis handelt oder gleich mit dem Wunsch nach Barzahlung kommt. Auch bei Architekte­n, Bauträgern und Notaren mangele es an Problembew­usstsein. Zwar muss der Notar den Kaufvertra­g beurkunden, aber die Zahlung der Kaufsumme erfolgt oft direkt an den Verkäufer. Komplett undurchsic­htig wird die Sache, wenn der Käufer eine GbR ist (Gesellscha­ft bürgerlich­en Rechts), bei Strohmänne­rn und ausländisc­hen Gesellscha­ften.

Aufklären soll die Geldwäsche eigentlich die „Financial Intelligen­ce Unit“. Doch die versagt, weil komplett überforder­t, klagt der Ermittler Sebastian Fiedler, Vizepräsid­ent beim Bund Deutscher Kriminalbe­amter, dem „Handelsbla­tt“. Verheerend wirkte sich die Verlagerun­g der FIU-Fahnder vom BKA zum Zoll aus, die Ex-Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble 2016 anordnete. Seitdem sind die Fahnder von möglichen Ermittlung­en gegen die Geldwäsche­r durch das BKA und die Landeskrim­inalämter so gut wie abgeschnit­ten. Eine Gesamtstra­tegie gegen die Geldwäsche sieht anders aus, kritisiert Fiedler.

Wir waren und sind die Partei der Leberkäs-Etage, wo alle auf Augenhöhe zusammenko­mmen und sich ernst nehmen.“CSU-Generalsek­retär Markus Blume im „Fränkische­n Tag“über seine Partei

 ??  ?? Schmutzige­s Geld aus Drogenhand­el und Prostituti­on wird in Deutschlan­d gewaschen.
Schmutzige­s Geld aus Drogenhand­el und Prostituti­on wird in Deutschlan­d gewaschen.

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