Gefängnis! Katerstimmung bei den Bierbetrügern
GERICHT Drei Hamburger halfen einer Bande, Biersteuern zu hinterziehen: Hohe Haftstrafen
Da ging der ganz große Coup nach hinten los: Ein Hamburger Geschäftsmann und seine zwei Mitarbeiter ließen sich auf illegale Geschäfte einer internationalen Bande ein. Sie schleusten 16 Millionen Liter Bier an den französischen Steuerbehörden vorbei und prellten den französischen Fiskus um sechs Millionen Euro. Den Betrug bezahlen nun alle drei mit ihrer Freiheit.
Der 35-jährige Hauptangeklagte Vitali L., Inhaber einer Hamburger Logistikfirma, muss für fünf Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Für seine beiden 37-jährigen ehemaligen Mitarbeiter Alexander R. und Friedrich G. gab es jeweils drei Jahre Haft.
Das Hamburger Landgericht verurteilte die drei Männer gestern wegen schwerer Steuerhinterziehung. Da sie in unterschiedlichem Ausmaß an dem Millionen-Betrug beteiligt waren und sich verschieden geständig zeigten, variierte das Strafmaß.
Doch wie rutschte der bis dato nicht vorbestrafte Vitali L. in die Machenschaften der Bande, deren Mitglieder teils verfolgt oder noch nicht ermittelt wurden? Die Logistik- Firma von Vi- tali L. im Ham- burger Hafen lief nicht besonders gut, er konnte kaum die Kosten für Lagermieten und Personal aufbringen.
Da lockte plötzlich das große Geld. Er ließ sich auf das Angebot eines Hintermanns der Betrüger-Bande ein und fälschte gemeinsam mit seinen beiden Mittätern von August 2016 bis Mai 2017 Empfangsbestätigungen für 16 Millionen Liter Bier.
Dabei täuschten sie die französischen Behörden mit diesen fingierten Empfangsbestätigungen sowie Frachtbriefen und Packlisten, um die französische Biersteuer zu umgehen, die deutlich höher ist als die deutsche.
In Frankreich wird ein Liter mit 35,57 Cent versteuert, in Deutschland sind es 9,44 Cent pro Liter, was der drittniedrigste Wert der EU ist. Das Trio zahlte so nur 1,8 Millionen Euro Biersteuer in Deutschland, während in Frankreich 6,4 Millionen Euro fällig geworden wären.
Durch den vorgetäuschten Export nach Deutschland war das reale Bier zunächst aus dem Fokus der französischen Behörden geraten. Die Bande soll das Bier dann auf dem Schwarzmarkt verkauft haben. Ein Teil ging offenbar sogar nach Großbritannien, wo die Biersteuer noch-
mals deutlich höher ist als in Frankreich, sie liegt bei 103,57 Cent pro Liter.
Doch dann flog der Schmu auf: Französische Fahnder bekamen einen Tipp, in Hamburg schlug der Zoll zu.
In einer vorherigen Verhandlung beteuerte Vitali L., dass er sich der Tragweite seiner Handlungen nicht bewusst war und angeblich annahm, nur gegen zollrechtliche Bestimmungen verstoßen zu haben. Dies glaubte ihm das Gericht nicht.
Die hohen Haftstrafen sind nicht das Einzige, was den drei Betrügern nun droht: Sie müssen den französischen Steuerbehörden zusätzlich noch den Steuerschaden von sechs Millionen Euro zurückzahlen.