NS-Denkmal wird zum Sportplatz: Politiker empört
Hannoverscher Bahnhof wird für Fitness-Übungen missbraucht
Der Lohsepark in der HafenCity ist ein Fitness-Paradies. Tag für Tag joggen hier Menschen entlang, halten sich mit Freiluft-Übungen fit. Auch an einem Platz, der dafür nicht gedacht ist – dem „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“! Tausende Juden, Sinti und Roma wurden von hier in Todeslager deportiert – doch heute machen einige Sportler Sprünge und Kniebeugen auf den Schienen.
Und das offenbar ganz bewusst. Ein ehemaliger Sprecher der CDU-Fraktion schildert, wie er einige FitnessEnthusiasten auf den traurigen Hintergrund des Ortes hingewiesen habe. Die Reaktion der Sportler: Man wisse, dass das ein NS-Denkmal sei – aber gegen Sport auf dem Gelände spreche doch nichts.
„Dieses Verhalten ist respektlos“, sagt jetzt Bürgerschafts-Vizepräsident Dietrich Wersich (CDU). Das Bewusstsein der Menschen für die damaligen Taten müsse geschärft werden. „Dafür gibt es solche Denkmäler. Die dürfen deswegen nicht als Sportgeräte zweckentfremdet werden.“
Dabei ist Hamburg kein Einzelfall. Seit Jahren tobt in Berlin eine Debatte um die Zweckentfremdung des Stelenfeldes, das an die Ermordung zahlreicher Juden in Europa erinnert. Besucher klettern dort immer wieder auf den Steinblöcken herum, machen Selfies mit grinsenden Gesichtern oder spielen zwischen den Quadern. Dass in Hamburg auf den Resten des Hannoverschen Bahnhofs Sport gemacht wird, sorgt auch in der HafenCity für Kritik. „Selbstverständlich sollte von den Besuchern die Würde des Ortes gewahrt bleiben. Den historischen Bahnsteig für ein sportliches Workout zu nutzen ist sicherlich höchst unangemessen“, sagt eine Sprecherin der HafenCity GmbH, die für den Lohsepark zuständig ist.
Laut Senat war bei der Planung zur Errichtung des Gedenkortes „Konsens, dass dieser kein abgeschlossener Bereich, sondern fester Bestandteil des Parks sein“sollte. Der Gedenkort solle bewusst als Teil der alltäglichen Lebensrealität wahrgenommen werden können.
„Diese Konzeption wurde auch von den in den Planungsprozess einbezogenen Opferverbänden ausdrücklich begrüßt“, sagt Kulturbehörden-Sprecher Enno Isermann. Die Würde des Gedenkorts müsse jedoch zweifelsohne gewahrt bleiben.