Zwergen-Skandal in Hoheluft
Eigentümer übermalt 100 Jahre alte Reklame. Anwohner verärgert. Bezirk: „Unsensibel“
Von MAX WEINHOLD
Mehr als 100 Jahre lächelten sieben Zwerge die Menschen an der Hoheluftchaussee an. Bei Wind und Schietwetter, mal besser, mal schlechter sichtbar. Jedenfalls waren sie immer da – an der Wand der Hausnummer 83. Bis vor einigen Wochen. Jetzt sind die Zwerge weg und die Wand ist weiß – schuld daran ist ein Hauseigentümer!
Die sieben Zwerge hatten Kultstatus, waren auch über die Grenzen des Stadtteils Hoheluft-West bekannt. Seit mehr als 100 Jahren priesen die kleinen Männer in Maximal-Vergrößerung „Dr. Thompson’s selbsttätiges Bleichmittel“an. Den Hersteller „Seifix“gibt es schon seit den 1960er Jahren nicht mehr, die Zwerge überlebten aber – bis jetzt.
Viele Anwohner sind empört: „Wir haben Anrufe von Menschen bekommen, die in der Gegend wohnen“, sagt Kay Becker, Sprecher des Bezirksamtes Eimsbüttel. „Die Anwohner haben gefragt, wo die Zwerge hin sind und ob der Bezirk für ihr Verschwinden verantwortlich sei.“
Doch dem sei nicht so, der Grund ein anderer. „Der Eigentümer des Hauses hat vor einiger Zeit ein sogenanntes Wärmedämmverbundsystem an der Wand eingebaut“, erklärt Becker. Dabei handelt es sich um eine simple Fassadendämmung, anschließend weiß übergestrichen. Einen Antrag brauchte der private Besitzer des Gebäudes dafür nicht zu stellen – seit dem 1. Mai dieses Jahres ist so eine Maßnahme ohne Anmeldung beim Bezirk möglich.
„Der Eigentümer durfte das also ohne Genehmigung durchführen“, so Becker, „da können wir nichts machen, auch wenn die Aktion etwas unsensibel ist und schade für viele Eimsbüttler.“Verschwunden sind die Zwerge übrigens nicht zum ersten Mal. Im vergangenen Jahrhundert waren sie die meiste Zeit hinter einem anderen Gebäude versteckt. Als das in den 80er Jahren abgerissen wurde, tauchten sie wieder auf. Dank des Einsatzes der Kulturbehörde blieben die Zwerge, wurden sogar restauriert. Unter Denkmalschutz standen sie aber nicht – das wurde den kleinen großen Reklame-Männern jetzt zum Verhängnis.