Spanien wird von Flüchtlingen überrannt
MITTELMEERROUTE VERLAGERT SICH 1500 Migranten ertranken seit Januar
MADRID - Spanien ist das neue Italien – jedenfalls bei der Migration aus Afrika. Erstmals seit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 sind im ersten Halbjahr 2018 mehr Bootsflüchtlinge in Spanien angekommen als in Italien. In Spanien waren es rund 23 500, in Italien 18 500. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR beklagt, dass mehr als 1500 Migranten seit Jahresbeginn im Mittelmeer ertrunken sind.
➤ Wer sind die Menschen, die in Spanien ankommen? Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) stammt der Großteil aus Nigeria, dem Senegal oder Kongo sowie aus Marokko, Mali und Mauretanien. Die meisten kommen über den Landweg von Mali oder Niger über Algerien nach Marokko – von dort aus stechen sie nach Spanien in See. Zwischen Nordafrika und Europa liegen nicht einmal 15 Kilometer.
➤ Welche Rolle spielt dabei Niger? Niger ist das südliche Nachbarland von Libyen und Algerien, die Stadt Agadez der Dreh- und Angelpunkt der Migration Der Niger Libyen deutlich erschwert, Grenzkontrollen verschärft und das Geschäft der Schleuser vor Ort für illegal erklärt. Außerdem spricht sich herum, dass Italien inzwischen kaum noch Flüchtlinge aus Booten aufnimmt.
➤ Welche Auswirkungen hat das für Deutschland? „Wir befürchten, dass sich viele Migranten auf den Weg nach Frankreich, den Beneluxländern und Deutschland machen könnten“, sagte der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Helmut Teichmann, in der „BamS“. „Sollten wir dies feststellen, werden wir die Schleierfahndung und Kontrollen an der deutsch-schweizerischen und der deutsch-französischen Grenze verstärken.“
➤ Wie ist die Lage in Marokko? Unübersichtlich. Das Innenministerium in Rabat schätzt, dass etwa 18000 Flüchtlinge im Land sind. In Libyen halten sich laut IOM dagegen 680 000 auf. Die libysche Küstenwache hatte zuletzt mit italienischer Hilfe 12 000 Migranten abgefangen. Sie kommen in Gefangenenlager. Das UNHCR will in Kürze ein erstes eigenes Auffangzentrum für rund 1000 Flüchtlinge in Libyen eröffnen.
➤ Was ist mit der Balkanroute?
Rund 60 000 Zuwanderer hielten sich in der Region auf, sagt der Schlepper-Experte des österreichischen Bundeskriminalamts, Gerald Tatzgern. Allein in Bosnien-Herzegowina sind seit Jahresbeginn 8000 Menschen eingetroffen.