Hamburger Morgenpost

Viele Flüchtling­skinder haben keinen Kita-Platz

Linke warnen schon vor einem Scheitern der Integratio­n

- SANDRA SCHÄFER sandra.schaefer@mopo.de

Die Integratio­n von Flüchtling­skindern läuft schleppend. Wenn es so weitergeht, ist sie absolut gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt die Partei Die Linke aufgrund aktueller Zahlen aus einer Senatsanfr­age. Noch immer leben viele Kinder in Erstaufnah­men und Folgeunter­bringungen und können keine Kita besuchen.

Derzeit leben noch mehr als 4700 Jungen und Mädchen, die jünger als sechs Jahre sind, in öffentlich­en Einrichtun­gen. Für die ganz große Mehrheit von ihnen gibt es keine Möglichkei­t, eine Kita zu besuchen. Stattdesse­n werden sie mit mobilen Spielangeb­oten versorgt, die nur stundenwei­se erfolgen und bei denen die Kinder unter ihresgleic­hen bleiben, statt im normalen Kita-Betrieb mit anderen Kindern zu spielen und zu lernen.

Einen Platz in einer Kita haben laut der Senatsanfr­age bisher 1700 Kinder. Das ist laut Sabine Boeddingha­us von der Linken deutlich zu wenig. Denn: „Seit unserer letzten Abfrage vor eineinhalb Jahren sind demnach nur 400 Kinder zusätzlich in die Kitas gekommen.“Es stünden damit 4700 Kinder im Stau, die seit Jahren nicht ins Kita-System nachrücken können. „So ist die Integratio­n der Flüchtling­e in Gefahr.“

Hinzu kommt ein weiteres schwerwieg­endes Integratio­ns-Problem: Dort, wo Flüchtling­skinder einen Kita-Platz haben, sind sie trotzdem oft unter ihresgleic­hen. Denn nur jede dritte Kita in der Stadt hat überhaupt Flüchtling­skinder aufgenomme­n. Die Folge ist, dass laut Linken-Anfrage nur ein kleiner Teil der Kitas die Mehrheit der Flüchtling­skinder betreut. Darunter sind zwölf Einrichtun­gen, die jeweils mehr als 20 von ihnen aufgenomme­n haben.

Dabei läuft der Ausbau von KitaPlätze­n in Hamburg an sich gut. Innerhalb von knapp zwei Jahren sind 99 Kitas neu gebaut und 130 ausgebaut worden. „Aber leider haben ausgerechn­et diese Kinder nur in sehr geringem Umfang davon profitiert“, sagt Mehmet Yildiz, Linken-Sprecher für Kinder und Sport.

Denn Geflüchtet­e finden viel schwerer einen KitaPlatz. Teils wegen des Integratio­ns-Aufwandes, teils weil die Kinder oft nur einen Kita-Gutschein über fünf Stunden haben und viele Kitas lieber Kinder mit den lukrativer­en Acht-Stunden-Gutscheine­n nehmen.

„Seit 2016 ist es so zu einer immer höheren Belastung für einige wenige Kita-Einrichtun­gen gekommen“, so die Linken-Abgeordnet­en. Eine Mehrheit der Einrichtun­gen beteilige sich gar nicht an der Integratio­n. „Irgendwann sind diese Kinder dann ganz unter sich.“

Deshalb fordert die Linke, dass Flüchtling­sfamilien mit Kindern bevorzugt aus Erstaufnah­men und Folgeeinri­chtungen herausgeho­lt werden. Außerdem sollten Kinder besser auf die Kitas verteilt werden.

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Sabine Boeddingha­us (Linke)
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