Oldtimer-Flieger „Tante Ju“zerschellt an Berg: 20 Tote!
Ju-52 stürzte senkrecht auf Westflanke des Piz Segnas
BERN – Schwarzes Wochenende für die Schweizer Luftfahrt: Nur wenige Stunden nach dem Absturz eines Kleinflugzeugs am Vierwaldstättersee zerschellte gestern in den Alpen eine Oldtimer-Maschine vom Typ Junkers Ju-52 am Berg Piz Segnas. Alle 20 Insassen kamen ums Leben. Spielte die Hitze bei den Tragödien eine Rolle?
„Das Team der Ju-Air ist tief traurig und denkt an die Passagiere, die Crew und Familien und Freunde der Verunglückten“, teilte das Unternehmen mit, das touristische Rundflüge anbietet. Der Flugbetrieb werde bis auf Weiteres eingestellt.
Am Samstagnachmittag hatte die Kantonspolizei Graubünden vermeldet, dass eine Ju-52 auf dem Weg nach Dübendorf (Kanton Zürich) an der Westflanke des Berges Piz Segnas auf etwa 2540 Metern Höhe verunglückt sei. Gestern Nachmittag dann die traurige Gewissheit. Keiner der 3 CrewMitglieder und 17 Passagiere (42 bis 84 Jahre) aus der Schweiz und aus Österreich hat den Crash überlebt. Die Reisenden hatten die Maschine für eine zweitägige Flugreise gebucht. Aus dem Trümmerbild sei zu schließen, dass „der Flieger nahezu senkrecht und mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden geprallt ist“, sagte Daniel Knecht von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST). Die Ursache wird untersucht. Laut Polizei hatte die Maschine zuvor wohl keinen Notruf abgesetzt. Ein Vertreter von Ju-Air betonte, das Flugzeug sei regelmäßig gewartet und technisch einwandfrei gewesen.
Die Maschinen der Ju-Air – im Volksmund als „Tante Ju“bekannt – werden oft zu Geburtstagen oder Jubiläen von Familien, Firmen oder Vereinen gebucht. Ju-Air gehört dem „Verein der Freunde der schweizerischen Luftwaffe“, der 1981 die drei von der Luftwaffe ausgemusterten Maschinen übernommen hatte.
Der Todes-Crash am Piz Segnas war bereits das zweite Flugunglück in der Schweiz binnen weniger Stunden. Sonnabendmorgen war bei Hergiswil am Vierwaldstättersee ein Flugzeug abgestürzt. Eine vierköpfige Familie aus der Region mit zwei minderjährigen Kindern starb dabei.
Flugexperten spekulieren, dass die Hitze bei den Unglücken eine Rolle gespielt haben könnte. Die Luft sei dünner, was die Leistung von Maschinen beeinträchtige, so Daniel Knecht von der SUST. „Das Flugzeug hat bei gleicher Höhe weniger Leistung, das spürt man etwa beim Start oder in einer Kurve.“