Zoff auf dem Kiez
Ärger um Astra-Werbung. FC St. Pauli prangert eigenen Sponsor an. Wie die Brauerei reagiert
Die Biermarke Astra ist für ihre provokante Werbung bekannt – doch jetzt ging der Schuss nach hinten los. Das neue „Kiez-Mische“-Plakat auf dem Kiez sorgte für Rassismusvorwürfe, der FC St. Pauli zeigte sich entsetzt, der Braukonzern kündigte hektisch Konsequenzen an.
Ein dunkelhäutiger Mann mit Meerjungfrau-Flosse und gelbem Bikini-Oberteil hält Bierdosen in die Kamera, dazu der Spruch „Wolle Dose kaufen?“– offenbar eine klischeehafte Anspielung auf manche Kiez-Rosenverkäufer („Wolle Rose kaufen?“).
Jetzt ist die Aufregung groß: Der Vorwurf: Rassismus! Was ist da dran?
Eines von vier Großplakaten hängt an der Hein-HoyerStraße. Passanten sind irritiert: „Die Werbung ist nicht witzig. Wir selbst sind ja nicht betroffen. Aber was denken dunkelhäutige Menschen?“, sagen die Abiturientinnen Flora Engel (19) und Valentina Herbort (18).
Als einer der Ersten kritisierte MOPO-Blogger Erik Hauth gestern das Motiv als „offensichtlich rassistisch“– und forderte den FC St. Pauli zu einer Reaktion auf. Denn Astra ist Sponsor des Vereins. „Hey Astra Bier, wir haben was dagegen! Rassismus ist nicht lustig und nicht akzeptabel“, erklärte der Verein umgehend.
Tatsächlich verzieht auch Depa Singh (35) das Gesicht, als er das riesige Plakat sieht. Der Kiez-Koch aus dem indischen Punjab findet die Satire-Werbung diskriminierend. „In Indien wäre so etwas nicht erlaubt. Niemand würde eine andere Nation derart verpönen. Das ist menschenverachtend und peinlich“, sagt er zur MOPO.
Auch beim Bierbrauer schrillten die Alarmglocken. Linda Hasselmann vom Mutterkonzern Carlsberg wiegelte sofort ab: „Wer uns kennt, der weiß, dass wir alles andere als rassistisch sind.“Man habe vorab sogar das bekannte Hamburger TaxifahrerDuo Monty und Lovely gefragt. „Die fühlten sich dadurch nicht angegriffen“, so Hasselmann. Dennoch: Die Plakate werden wieder abgehängt.
Man sei sich bei Astra durchaus bewusst, dass man sich „humoristisch immer an der Grenze bewege“, so Hasselmann, „aber genau das schätzen unsere Fans ja auch an uns.“Leider sei es bei dem aktuellen Plakat „nicht gelungen, den Nerv aller zu treffen“.