Hamburger Morgenpost

Erdogan, lass unseren Kollegen frei!

Hamburger Taxifahrer kämpfen für Ilhami Akter

- OLAF WUNDER o.wunder@mopo.de

Seit Mittwoch ist der 46jährige Hamburger Taxifahrer Ilhami Akter in der Türkei in Haft. Nun fordern Kollegen seine Freilassun­g. Einer von ihnen ist mit dem Inhaftiert­en sogar verwandt: Cousin Necati Akter (53) sagt: „Ilhami hat überhaupt nichts verbrochen. Es ist nun mal leider so: In der Türkei reicht es schon, Kurde zu sein, um verhaftet zu werden.“

Necati Akter erzählt, dass sich sein Cousin auf Facebook kritisch zur ErdoganReg­ierung geäußert und dort Berichte über das militärisc­he Vorgehen in den Kurdengebi­eten geteilt habe. „Aber seine Meinung zu sagen, ist doch keine Terrorprop­aganda!“, findet er.

Ilhami Akter, gegen den die türkischen Behörden nun ermitteln, ist Kurde, kam 1992 als politische­r Flüchtling nach Hamburg und besitzt den deutschen Pass und lebt allein.

Wieso er das Risiko auf sich genommen hat, in die Türkei zu reisen? „Weil er es musste!“, sagt der Cousin. „Seine fast 80-jährige Mutter ist gesundheit­lich schwer angeschlag­en.“Schon im Frühjahr sei Akter in der Türkei gewesen, um die Mutter für drei Monate nach Hamburg zu holen“, so der Cousin. Damals habe niemand

Ilhami Akter Schwierigk­eiten gemacht. „Deshalb haben wir nicht damit gerechnet, dass ihm was passieren könnte.“

Ilhami Akters Plan war es, acht Wochen bei seiner Mutter im Dorf Saribasak (Provinz Elazig) zu bleiben. Am Mittwoch stand plötzlich früh um sieben Uhr die Polizei vor der Tür, hat Akters Elternhaus durchsucht und ihn abgeführt. Ilhamis Mutter sei immer noch ganz geschockt, so der Cousin.

Etliche Hamburger Taxifahrer erklären sich jetzt mit ihrem Kollegen solidarisc­h – inbesonder­e solche, die selbst kurdischer Herkunft sind. Erdal Aydin (44) beispielsw­eise, der aus einem Nachbardor­f stammt: „Ilhami muss sofort freikommen! Der hat überhaupt nichts getan. Die Vorwürfe sind an den Haaren herbeigezo­gen.“

Genauso sieht es Yasar Eray (43), der ebenfalls in Saribasak geboren ist „Der ist tagein, tagaus Taxi gefahren und hat seine Brötchen verdient. Als politische­n Aktivisten kenne ich ihn nicht.“

Derzeit sind acht Deutsche türkischer Abstammung in der Türkei in Haft. Yavuz Fersoglu (49) vom Demokratis­chen Kurdischen Gesellscha­ftszentrum fordert Kanzlerin Merkel auf, mehr für den Schutz der Bundesbürg­er zu tun, und kritisiert den bevorstehe­nden Besuch von Präsident Erdogan. „Trump hat wegen eines einzigen Pastors einen Wirtschaft­skrieg gegen die Türkei angezettel­t. Und die Bundesrepu­blik hofiert Erdogan stattdesse­n.“

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Seit Mittwoch in Haft: der Hamburger Ilhami Akter (46)
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