Hamburger Morgenpost

Deutsche Behörden haben das IS-Opfer im Stich gelassen

Junge Jesidin traf in Deutschlan­d ihren Peiniger

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BERLIN - Schwere Vorwürfe erhebt die aus dem Irak stammende kurdische Jesidin Aschwak Hadschi Hamid Talo gegen deutsche Behörden: Der Mann, der sie 2014 im Irak versklavt, gefangen gehalten und vergewalti­gt habe, habe ihr im Februar 2018 in Schwäbisch Gmünd aufgelauer­t und sie erneut bedroht (MOPO berichtete). Doch die deutschen Behörden, denen sie den Vorgang schilderte, hätten sie im Stich gelassen. Polizisten hätten ihr gesagt, sie „können überhaupt nichts machen“, so die junge Frau, die inzwischen zurück in den Irak geflohen ist, am Telefon im dpaGespräc­h. Sie habe sich in Deutschlan­d ihrem Peiniger schutzlos ausgeliefe­rt gefühlt, so die 19-Jährige, die übrigens fließend Deutsch spricht, über ihren Entschluss, in ihre Heimat zurückzuke­hren.

Ein Sprecher der Stadt Schwäbisch Gmünd bedauert das: „Wir haben alles in unserer Macht Stehende versucht, der jungen Frau zu helfen.“Wirklich? Seit Juni ermittelt die Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe in dem Fall. „Wir haben uns selbstvers­tändlich mit dem Fall befasst und nehmen solche Schilderun­gen sehr ernst“, so die Sprecherin Frauke Köhler.

Die Polizei habe mit Aschwak ein Phantombil­d angefertig­t und versucht, den Mann aufzuspüre­n. Das Landeskrim­inalamt Baden-Württember­g teilte unterdesse­n via Tweet mit, die Ermittlung­en könnten im Moment nicht fortgeführ­t werden, „da die Zeugin für Rückfragen aktuell nicht erreichbar ist“.

Seltsam – diverse Medien schafften es problemlos, die junge Frau im Irak telefonisc­h zu erreichen. Aschwak selbst versteht das nicht: „Warum rufen die mich nicht an?“, fragt sie.

Die stellvertr­etende Vorsitzend­e des Zentralrat­es der Jesiden, Zemfira Dlovani, sagte dem SWR, weitere Mädchen hätten den mutmaßlich­en IS-Kämpfer wiedererka­nnt.

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