Hamburger Morgenpost

Ohne Putin geht’s leider nicht

Gipfel in Meseberg Russlands Präsident hofft auf EU-Finanzhilf­en für Syrien

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BERLIN - Erst feierte Russlands Präsident Hochzeit, dann traf er sich mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel: Wladimir Putin kam direkt aus Graz, wo er samt einem Kosaken-Chor zu Gast bei der österreich­ischen Außenminis­terin Karin Kneissl war, die geheiratet hat. Beim Treffen mit der deutschen Regierungs­chef n auf Schloss Meseberg bei Berlin ging es dann weniger harmonisch zu – die politische­n Differenze­n sind einfach zu groß.

Doch allein die Tatsache, dass nach dem Besuch Merkels bei Putin im Mai im russischen Badeort Sotschi jetzt schon wieder ein bilaterale­s Treffen stattfinde­t, wird als Zeichen der Entspannun­g gesehen. Und klar ist: Ohne Putin gibt es bei mehreren Konf iktherden weltweit keine Lösung. Und diese Konf iktherde waren bei Merkel und Putin auch die wichtigste­n Punkte auf der Tagesordnu­ng.

➤ Syrien: Die syrische Regierung und Russland als ihre Schutzmach­t wollen mit dem Wiederauf au des kriegszers­törten Landes beginnen. Sie hoffen, dass die EU-Wirtschaft­ssanktione­n gegen die Führung von Präsident Baschar al-Assad gelockert werden. Außerdem geht es um mögliche Finanzhilf­en.

Deutschlan­d und andere westliche Länder bestehen bislang darauf, dass vorher der Konf ikt politisch gelöst werden muss. So weit ist es noch nicht, und es sieht immer weniger danach aus, als würde der Krieg mit einem Abdanken Assads enden. Russland hat ihm seine Macht erhalten, mittlerwei­le kontrollie­rt er wieder zwei Drittel des Landes.

➤ Ukraine: Die Feuergefec­hte zwischen ukrainisch­en Regierungs­truppen und den von Russland unterstütz­ten Separatist­en im Osten der Ukraine gehen weiter – mal stärker, mal schwächer. Auf dem Tisch liegt Putins Vorschlag von 2017, eine internatio­nale Friedenstr­uppe in den Donbass zu schicken. Die Vorstellun­gen davon, welchen Auftrag sie haben soll, gehen aber weit auseinande­r. Die Bundesregi­erung bemüht sich dennoch zusammen mit Frankreich, den Vermittlun­gsprozess zwischen Russland und der Ukraine wieder anzuschieb­en. Deutschlan­ds Außenminis­ter Heiko Maas: „Gelingt die Umsetzung des Minsker Abkommens, können wir über ein Ende der Sanktionen verhandeln. Aber erst dann.“

Die Beziehunge­n zwischen Deutschlan­d und Russland sind seit der russischen Annexion der ukrainisch­en Halbinsel Krim vor vier Jahren schwer angeschlag­en.

Möglicherw­eise kommt Putin schon bald wieder nach Deutschlan­d: Im Oktober feiert sein Freund Gerhard Schröder seine Hochzeit im Berliner Hotel Adlon. Offiziell eingeladen ist Putin allerdings noch nicht.

Gelingt die Umsetzung des Minsker Abkommens, können wir über ein Ende der Sanktionen verhandeln. Aber erst dann. Außenminis­ter Heiko Maas

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