Der HSV siegt mit Dusel und Lasogga
Nach Traumstart muss das Titz-Team gegen Erndtebrück doch noch zittern. Joker trifft doppelt
Wer vertritt die Hamburger Farben im DFB-Pokal? Nur der HSV! Nachdem sich zuvor der FC St. Pauli und Dassendorf verabschiedeten, quälte sich der ExDino schwerfällig über die Auftakthürde. Vor 13588 Zuschauern im Leimbachstadion in Siegen gewann das Team von Christian Titz beim Fünftligisten TuS Erndtebrück mit 5:3 (2:1). Eine Zitterpartie, aber was soll’s. Berlin ist einen Schritt näher. Zunächst sah alles nach einer lockeren Nummer aus. Der HSV (mit Tom Mickel im Tor) erspielte sich sofort ein Übergewicht und nutzte auch die Chancen konsequent aus: Nachdem Khaled Narey im Strafraum gelegt worden war, verwandelte Lewis Holtby den folgenden Elfmeter eiskalt (7.). Nur drei Minuten später legte Fiete Arp nach. Deckel drauf ?
Nun ja, mit dem frühen ZweiTore-Vorsprung im Rücken, der Sonne im Gesicht sowie dem Bratwurst- und Bier-Geruch in der Nase schalteten die Profis des HSV zunehmend auf Autopilot. Sie ließen die Kugel laufen, die nötige Konsequenz und Zielstrebigkeit aber vermissen. Offenbar schläferten sie damit jedoch nicht den Gegner, sondern sich selbst ein. So passierte den Hamburgern das, was im Duell mit einem Underdog nicht passieren sollte – sie holten Erndtebrück zurück ins Spiel. Rick van Drongelen verschätzte sich, die Kugel landete bei Tatsuya Yamazaki, der Mickel mit dem ersten Torschuss der Gastgeber keine Chance ließ und verkürzte (43.). Plötzlich war sie verflogen, die laue Sommernachts-Stimmung.
So richtig heiß wurde es drei Minuten nach Wiederbeginn, denn Erndtebrück traf auch mit dem zweiten Schuss. Erneut wirkte van Drongelen desorientiert, Niklas Hunold drückte ab – 2:2! Verrückt, aber wahr! Dem HSV drohte eine Blamage, er
fand aber rechtzeitig das Gaspedal. Und Titz hatte in der Not die richtige Idee: Pierre-Michel Lasogga kam für Arp, was für einen Ruck sorgte. Der Joker benötigte 120 Sekunden, um zweimal zuzuschlagen, erst mit dem Kopf (64.), dann mit dem Fuß (66.). Deckel drauf ?
Nun ja, auch Erndtebrücks Trainer Ivan Markow hatte noch einen Joker in der Hinterhand: Till Hilchenbach köpfte den krassen Außenseiter wieder ins Spiel (71.). So mussten die Hamburger ganz gewaltig zittern, ehe Orel Mangala in der 90. Minute tatsächlich den Deckel draufmachte und der Einzug in die zweite Pokalrunde perfekt war – mit Dusel und Lasogga!
„Es war unnötig, dass wir es so spannend gemacht haben. Aber wir können auch das Positive sehen: Wir haben fünf Tore geschossen. Wir sind jetzt einfach froh, dass wir es geschafft haben und eine Runde weiter sind“, sagte Keeper Mickel, der überraschend Stammtorwart Julian Pollersbeck vertreten hatte.
Auch Stephan Ambrosius durfte von Beginn an ran. Der Abwehrspieler sagte: „Es war ärgerlich, dass wir nach der schnellen 2:0-Führung den Ausgleich bekommen haben. Bei den Standards haben wir nicht gut gestanden. Aber daraus lernen wir und machen es beim nächsten Mal besser.“
Die beste Laune nach dem Abpfiff hatte natürlich Matchwinner Lasogga. Der Stürmer sagte: „Ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Natürlich bin ich nie glücklich, nicht von Anfang an zu spielen. Aber ich habe die Zeit genutzt, die ich bekommen habe.“
Trainer Titz lobte seinen Angreifer: „Pierre hat seine Sache sehr gut gemacht. Mit ihm ging ein Ruck durch unser Spiel. Er war genau der richtige Mann für die Situation, weil er in der Box große Qualitäten besitzt.“