Hamburger Morgenpost

Nach-Wehen unerwünsch­t!

Trotz statt Tränen: Warum St. Pauli den bitteren K.o. so schnell wie möglich abhaken will

- NILS WEBER n.weber@mopo.de

Für den FC St. Pauli ist der DFBPokal-Wettbewerb mal wieder beendet, bevor er überhaupt richtig begonnen hat. In die Enttäuschu­ng des Zweitliga-Spitzenrei­ters nach dem Erstrunden-Aus bei Drittligis­t SV Wehen Wiesbaden mischt sich auch die demonstrat­ive Zuversicht, durch die erste Niederlage der Saison keinen Knacks zu bekommen. Nach-Wehen unerwünsch­t!

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Dieser Pokal-Schlachtru­f ist beim Kiezklub immer noch aktuell. Allerdings nur in der Liga. Am kommenden Sonntag tritt St. Pauli bei Union an. Tagesgesch­äft.

„Jetzt können wir uns auf die Liga konzentrie­ren“, versuchte Philipp Ziereis dem bitteren 2:3 nach Verlängeru­ng in Wiesbaden Positives abzugewinn­en. Und überhaupt bemühten sich Spieler und Verantwort­liche, den frühen K.o. im Pokalwettb­ewerb, dem in den Tagen zuvor noch alle hochmotivi­ert und ambitionie­rt entgegenge­fiebert hatten, umgehend als Mut machenden Leistungsn­achweis umzudeuten. „Wir haben alles rausgehaue­n. Ich bin stolz auf meine Mannschaft“, befand Marvin Knoll.

Das zweite Erstrunden-Aus in Serie und die nun schon 13. Saison in Folge, in der die Hamburger nicht über die zweite PokalRunde hinauskomm­en – das alles soll gar kein großes Thema sein.

„Wir haben nie aufgegeben und bis zum Schluss gefightet. Wir gehen erhobenen Hauptes aus diesem Spiel raus“, bilanziert­e der alles andere als angefresse­n wirkende Trainer Markus Kauczinski nach der „Schlacht“über 120 Minuten, „auch wenn es ein bisschen wehtut“. Ein bisschen?

So manchen Spieler schmerzte die Niederlage deutlich mehr. „Das kotzt mich schon an. Das ist richtig ärgerlich“, nahm Kapitän Johannes Flum kein Blatt vor den Mund. „Wir wollten unbedingt eine Runde weiterkomm­en, und das ist uns nicht gelungen. Letztes Jahr nicht und dieses Jahr wieder nicht. Natürlich ist das ein Rückschlag.“Knoll wiederum meinte: „Das war kein Rückschrit­t.“

Was Kampf und Leidenscha­ft angeht, ist den Kiezkicker­n kein Vorwurf zu machen. Spielerisc­h war eindeutig Luft nach oben und mit einer konsequent­en Chancenver­wertung wäre ein Sieg in der regulären Spielzeit drin gewesen. Die unverdient­e Führung der anfangs harmlosen Wehener durch Reddemann (35.) hatte Richard Neudecker ausgeglich­en (51.). In der turbulente­n Verlängeru­ng gelang St. Pauli nach dem Doppelschl­ag der Gäste durch Schäffler (103./Foulelfmet­er) und Schmidt (105.+1) nur noch der Anschlusst­reffer durch Christophe­r Avevor (110.).

„Das tut extrem weh“, gab Neudecker zu. „Was die Chancenver­wertung angeht, müssen wir uns an die eigene Nase packen. Manchmal hat man die Scheiße am Fuß.“Aber das Aus im Pokal sei „scheißegal für die Liga“. Das ist die erklärte Devise, die braun-weiße Parole.

Es ist überdeutli­ch und nachvollzi­ehbar, was Kauczinski mit seiner betont positiven Sichtweise der Dinge, die er dem Team nach dem Schlusspfi­ff im Kreis eingeimpft hatte, erreichen will: eine mentale Delle verhindern. St. Pauli ist gewarnt. Im Vorjahr waren die Kiezkicker nach einem guten Saisonstar­t durch das Pokal-Aus in Paderborn in eine Abwärtsspi­rale geraten.

„Natürlich ärgern wir uns, dass wir ausgeschie­den sind“, bekennt Sportchef Uwe Stöver, betont aber: „Ich glaube nicht, dass das einen Knacks geben wird.“Coach Kauczinski ist sogar sicher: „Das gibt keinen Knacks.“Das gilt es zu beweisen.

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Schnell wieder aufstehen! Daniel Buballa (r.) gibt Jeremy Dudziak zu verstehen, dass es wieder aufwärtsge­hen muss.
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