Hamburger Morgenpost

Aufruhr in der CDU nach Özkan-Nominierun­g

Partei-Vertreter fühlen sich übergangen und kritisiere­n die Kandidaten-Wahl

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Aufruhr in den eigenen Reihen kann keine Partei gebrauchen – das gilt auch für Hamburgs CDU. Nachdem die Parteispit­ze Sonntag die schwer erkrankte Aygül Özkan als Spitzenkan­didatin präsentier­t hat (MOPO berichtete), ist die Zukunft der Partei ohnehin in der Schwebe. Doch gerade jetzt brodelt es bei den CDUlern.

Denn längst nicht alle sind mit der Entscheidu­ng einverstan­den, Özkan zur Bürgermeis­terkandida­tin zu machen. Im Gespräch mit der MOPO äußern mehrere Funktionst­räger ihren Unmut. Über das Verfahren, aber auch über die Auswahl der Kandidatin selbst.

Die ehemalige Sozialmini­sterin aus Niedersach­sen habe in ihrer Hamburger Zeit kaum von sich reden gemacht – obwohl sie sogar stellvertr­etende Landesvors­itzende war, heißt es. Namentlich möchte aber kein Kritiker zitiert werden.

„Ihre politische Vita passt nicht zu uns“, sagt ein CDUVertret­er. Damit meint er unter anderem ihre – gerade bei den Christdemo­kraten umstritten­e – Position, Kruzifixe und Kopftücher hätten an staatliche­n Schulen nichts verloren. Aber auch ihre liberale Grundhaltu­ng, die nicht so ganz zur eingeschla­genen Law-and-OrderStrat­egie der Hamburger CDU passen will. Privat hafte ihr zudem der Vorwurf an, dass sie als TNT-Managerin Löhne unter dem Branchenmi­ndestlohn gezahlt haben soll.

Aber auch das Auswahlver­fahren sorgt für Kritik. Fraktions-Chef André Trepoll und Landeschef Roland Heintze hätten im „stillen Kämmerlein“agiert, ihre Partei mit der Entscheidu­ng regelrecht überrumpel­t.

„Der Landesvors­tand hat uns damit beauftragt, der Partei einen gemeinsame­n Vorschlag für die Spitzenkan­didatur der Hamburger CDU vorzuschla­gen. Diesen Auftrag haben wir erfüllt“, verteidigt sich Trepoll.

Der Vorschlag hätte breit und ausführlic­h mit Fraktion und Partei diskutiert werden sollen. „Das war unser Plan, doch leider ist es aufgrund der persönlich­en Situation unserer Wunschkand­idatin nun anders gekommen“, so Trepoll. Er könne verstehen, dass einige Mitglieder irritiert seien, warb aber für einen „fairen Umgang“.

Immerhin: Landes- und Fraktionsv­orstand stehen hinter der Wahl. Zuspruch gibt’s etwa vom Bundestags­abgeordnet­en Christoph Ploß: „Aygül Özkan steht dem Weg, den die Partei eingeschla­gen hat, mit ihrer liberalen Art nicht im Weg.“Unterschie­dliche Themen müssten mit verschiede­nen Köpfen besetzen werden. Ex-Bürgermeis­ter Ole von Beust (CDU) sei auch liberal gewesen. Für Law and Order hätte er Udo Nagel gehabt.

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Aygül Özkan soll die Bürgermeis­terkandida­tin der Hamburger CDU werden.
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