Aufruhr in der CDU nach Özkan-Nominierung
Partei-Vertreter fühlen sich übergangen und kritisieren die Kandidaten-Wahl
Aufruhr in den eigenen Reihen kann keine Partei gebrauchen – das gilt auch für Hamburgs CDU. Nachdem die Parteispitze Sonntag die schwer erkrankte Aygül Özkan als Spitzenkandidatin präsentiert hat (MOPO berichtete), ist die Zukunft der Partei ohnehin in der Schwebe. Doch gerade jetzt brodelt es bei den CDUlern.
Denn längst nicht alle sind mit der Entscheidung einverstanden, Özkan zur Bürgermeisterkandidatin zu machen. Im Gespräch mit der MOPO äußern mehrere Funktionsträger ihren Unmut. Über das Verfahren, aber auch über die Auswahl der Kandidatin selbst.
Die ehemalige Sozialministerin aus Niedersachsen habe in ihrer Hamburger Zeit kaum von sich reden gemacht – obwohl sie sogar stellvertretende Landesvorsitzende war, heißt es. Namentlich möchte aber kein Kritiker zitiert werden.
„Ihre politische Vita passt nicht zu uns“, sagt ein CDUVertreter. Damit meint er unter anderem ihre – gerade bei den Christdemokraten umstrittene – Position, Kruzifixe und Kopftücher hätten an staatlichen Schulen nichts verloren. Aber auch ihre liberale Grundhaltung, die nicht so ganz zur eingeschlagenen Law-and-OrderStrategie der Hamburger CDU passen will. Privat hafte ihr zudem der Vorwurf an, dass sie als TNT-Managerin Löhne unter dem Branchenmindestlohn gezahlt haben soll.
Aber auch das Auswahlverfahren sorgt für Kritik. Fraktions-Chef André Trepoll und Landeschef Roland Heintze hätten im „stillen Kämmerlein“agiert, ihre Partei mit der Entscheidung regelrecht überrumpelt.
„Der Landesvorstand hat uns damit beauftragt, der Partei einen gemeinsamen Vorschlag für die Spitzenkandidatur der Hamburger CDU vorzuschlagen. Diesen Auftrag haben wir erfüllt“, verteidigt sich Trepoll.
Der Vorschlag hätte breit und ausführlich mit Fraktion und Partei diskutiert werden sollen. „Das war unser Plan, doch leider ist es aufgrund der persönlichen Situation unserer Wunschkandidatin nun anders gekommen“, so Trepoll. Er könne verstehen, dass einige Mitglieder irritiert seien, warb aber für einen „fairen Umgang“.
Immerhin: Landes- und Fraktionsvorstand stehen hinter der Wahl. Zuspruch gibt’s etwa vom Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß: „Aygül Özkan steht dem Weg, den die Partei eingeschlagen hat, mit ihrer liberalen Art nicht im Weg.“Unterschiedliche Themen müssten mit verschiedenen Köpfen besetzen werden. Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sei auch liberal gewesen. Für Law and Order hätte er Udo Nagel gehabt.