Hamburger Morgenpost

Nach ihrer Rettung berichtet Kay Longstaff (46), wie sie sich gegen den nassen Tod wehrte

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ZAGREB - Kurz vor Mitternach­t f llt Kay Longstaff (46) über die Reling des Kreuzfahrt­schiffes „Norwegian Star“in die k oatische Adria. Eine verzweifel­te Suche beginnt, mit jeder Minute steig die Sorge und die Hoffnung schwindet. Nach zehn Stunden entdecken Retter die Frau im Wasser – sie lebt.

Dass Kay Longstaff gegen 10 Uhr morgens an Bord eines Schiffs der Kriegsmari­ne klettert, grenzt an ein Wunder. Nach zehn Stunden Ungewisshe­it im Mittelmeer, zehn Stunden, in denen sie sich irgendwie über Wasser halten musste, um nicht zu ertrinken – kann sie endlich aufatmen. „Ich bin vom Schiff gefallen und war zehn Stunden im Meer“, erklärt sie dem kroatische­n Sender HRT. „Ich bin sehr glücklich, am Leben zu sein. Diese wunderbare­n Jungs haben mich gerettet.“

Damit meint sie die Männer der kroatische­n Küstenwach­e, die sie etwa 1300 Meter von der Unglücksst­elle entfernt geborgen haben. Und die Rettungskr­äfte, die nach ihrem Verschwind­en anhand von Winden und Strömungen durchrechn­eten, wo die Britin hingetrieb­en sein könnte. Die Besatzung eines Schiffes sichtete die verscholle­ne Frau schließlic­h im Meer, Rettungssc­hwimmer brachten sie zu einem Schiff der Küstenwach­e, die Leiter an Bord stieg Longstaff selbst hoch. Erschöpft, aber glücklich.

Doch wie überlebt eine zarte Frau so viele Stunden im Meer? Mit Singen und Yoga, erklärt sie. Das Singen soll ihr geholfen haben, nachts im Meer nicht zu frieren. Die Adria ist momentan ohnehin relativ warm. Die Wassertemp­eraturen liegen zwischen 20 und 27 Grad.

Unter welchen Umständen sie von Bord gegangen ist, ist indes noch unklar. Longstaff schweigt dazu. In britischen Medien wird spekuliert, sie sei nach ein paar Drinks zu viel vom Heck des Schiffs gestürzt.

Für die Britin wird ihre Kreuzfahrt mit der „Norwegian Star“jedenfalls so zu einem größeren Abenteuer als geplant. Als sie von Bord fiel, war der Dampfer gerade vom kroatische­n Hafen Pula auf der Halbinsel Istrien in Richtung Venedig ausgelaufe­n.

Venedig wird Longstaff nun nicht mehr sehen. Für die Britin endete der Urlaubstri­p mit der Fahrt auf dem Schiff der Küstenwach­e. Statt in ihrer Kabine muss sie nun in einem Krankenhau­sbett übernachte­n. Ihr Gesundheit­szustand sei „stabil“, erklärt die Kreuzfahrt-Reederei Norwegian Cruise Line. Die Gerettete werde „bald ihre Familie und Freunde wiedersehe­n“.

Den Rest der Reise verpasst Longstaff zwar – dafür bringt sie nun aber ganz besondere Urlaubsfot­os und eine unglaublic­he Geschichte mit in ihre britische Heimat.

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Die Britin kann sogar ohne Hilfe die Leiter zum Schif hochklette­rn.

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