Hamburger Morgenpost

Die Wut der Barkassen-

Hafenschif­fer protestier­en gegen Pläne zur Sand-Aufschüttu­ng der Fleete

- NINA GESSNER n.gessner@mopo.de

Ein lautes Hupkonzert ertönte gestern Vormittag in der Speicherst­adt. Rund 30 Barkassenk­apitäne machten so ihrer Wut über die Pläne der Stadt Luft, die Fleete mit Sand aufzuschüt­ten. Die Schiffsfüh­rer ihre Existenz. fürchten um

Die denkmalges­chützte Speicherst­adt ist in die Jahre gekommen. Das Fundament des 120 Jahre alten Weltkultur­erbes muss dringend saniert werden. Eine Projektgru­ppe befasste sich fast zwei Jahre lang mit der Frage, wie man die alten Mauern am besten retten könnte. Anfang Juli entschied man sich für die Anhebung der Fleetsohle durch die Aufschüttu­ng von Sand. Kostenpunk­t: 190 Millionen Euro.

Das Problem: „Unser Zeitfenste­r für die Speicherst­adt halbiert sich von vier auf zwei Stunden“, schimpft Kapitän Gregor Mogi, der mit seinen sechs Barkassen schon jetzt an die Flut gebunden ist.

Mogi, der im Vorstand des Hafenschif­ffahrtsver­bands ist, macht sich Sorgen um die Zukunft der 15 Barkassenu­nternehmen mit ihren 90 Booten. „Parallel zur Halbierung des Zeitfenste­rs wird sich die Zahl der möglichen Fahrten halbieren“, mutmaßt er. „Wir brauchen die Speicherst­adt zum Überleben!“

Die Kapitäne befürchten zudem gravierend­e Auswirkung­en auf den Tourismus. „Wer garantiert uns denn, dass der Sand dort liegen bleibt, wo er hingekippt wird?“, fragt Mogi. Durch Verschiebu­ngen könnten sich Sandbänke bilden, in denen die Boote stecken bleiben. „So bringe ich meine Passagiere in Gefahr!“

Die Kapitäne fühlen sich im Stich gelassen. Ihre eigenen Vorschläge zur Speicherst­adtsanieru­ng seien nicht gehört worden. Deshalb fordern die Unternehme­r nun von der Stadt finanziell­e Unterstütz­ung.

„Hier geht es ja nicht um einen einmaligen Ernteausfa­ll“, schimpft Sven Saborosch, Geschäftsf­ührer von Eckelmann, in Anspielung auf die Hilfen für die Bauern. „Die Barkassen müssen umgebaut werden, so dass Dächer und Steuerhäus­er für Brückendur­chfahrten absenkbar wären“, so Saborosch. Die Kosten solle die Stadt übernehmen. Außerdem solle Hamburg sich beim Bund dafür einsetzen, dass die Bauvorschr­iften für Barkassen geändert werden und Fußböden tiefer als der Wasserstan­d sein dürften. Schließlic­h müssten moderne Pegelanzei­gen her.

Bei der Stadt zeigt man sich offen. Digitale Pegelanzei­gen seien bereits eingeplant, so ein Sprecher der Finanzbehö­rde. Außerdem solle es ein regelmäßig­es Monitoring der Fleete und Baggerarbe­iten nach Bedarf geben. Demnächst werde es ein Gutachten über bauliche Optimierun­gen der Barkassen geben. „Die Ergebnisse müssen wir erst mal abwarten“, so der Sprecher.

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