Die Wut der Barkassen-
Hafenschiffer protestieren gegen Pläne zur Sand-Aufschüttung der Fleete
Ein lautes Hupkonzert ertönte gestern Vormittag in der Speicherstadt. Rund 30 Barkassenkapitäne machten so ihrer Wut über die Pläne der Stadt Luft, die Fleete mit Sand aufzuschütten. Die Schiffsführer ihre Existenz. fürchten um
Die denkmalgeschützte Speicherstadt ist in die Jahre gekommen. Das Fundament des 120 Jahre alten Weltkulturerbes muss dringend saniert werden. Eine Projektgruppe befasste sich fast zwei Jahre lang mit der Frage, wie man die alten Mauern am besten retten könnte. Anfang Juli entschied man sich für die Anhebung der Fleetsohle durch die Aufschüttung von Sand. Kostenpunkt: 190 Millionen Euro.
Das Problem: „Unser Zeitfenster für die Speicherstadt halbiert sich von vier auf zwei Stunden“, schimpft Kapitän Gregor Mogi, der mit seinen sechs Barkassen schon jetzt an die Flut gebunden ist.
Mogi, der im Vorstand des Hafenschifffahrtsverbands ist, macht sich Sorgen um die Zukunft der 15 Barkassenunternehmen mit ihren 90 Booten. „Parallel zur Halbierung des Zeitfensters wird sich die Zahl der möglichen Fahrten halbieren“, mutmaßt er. „Wir brauchen die Speicherstadt zum Überleben!“
Die Kapitäne befürchten zudem gravierende Auswirkungen auf den Tourismus. „Wer garantiert uns denn, dass der Sand dort liegen bleibt, wo er hingekippt wird?“, fragt Mogi. Durch Verschiebungen könnten sich Sandbänke bilden, in denen die Boote stecken bleiben. „So bringe ich meine Passagiere in Gefahr!“
Die Kapitäne fühlen sich im Stich gelassen. Ihre eigenen Vorschläge zur Speicherstadtsanierung seien nicht gehört worden. Deshalb fordern die Unternehmer nun von der Stadt finanzielle Unterstützung.
„Hier geht es ja nicht um einen einmaligen Ernteausfall“, schimpft Sven Saborosch, Geschäftsführer von Eckelmann, in Anspielung auf die Hilfen für die Bauern. „Die Barkassen müssen umgebaut werden, so dass Dächer und Steuerhäuser für Brückendurchfahrten absenkbar wären“, so Saborosch. Die Kosten solle die Stadt übernehmen. Außerdem solle Hamburg sich beim Bund dafür einsetzen, dass die Bauvorschriften für Barkassen geändert werden und Fußböden tiefer als der Wasserstand sein dürften. Schließlich müssten moderne Pegelanzeigen her.
Bei der Stadt zeigt man sich offen. Digitale Pegelanzeigen seien bereits eingeplant, so ein Sprecher der Finanzbehörde. Außerdem solle es ein regelmäßiges Monitoring der Fleete und Baggerarbeiten nach Bedarf geben. Demnächst werde es ein Gutachten über bauliche Optimierungen der Barkassen geben. „Die Ergebnisse müssen wir erst mal abwarten“, so der Sprecher.