Hamburger Morgenpost

Italiener stürzt in Museums-Loch

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PORTO - So hatte es sich ein 60 Jahre alter Italiener sicher nicht vorgestell­t, Kunst hautnah zu erleben. Ein Besuch einer Installati­on des Künstlers Anish Kapoor in Porto endete für ihn im Krankenhau­s.

Die Installati­on des britischen Künstlers stammt bereits aus dem Jahr 1992 und heißt „Descent into Limbo“, was so viel wie „Abstieg in die Vorhölle“bedeutet. Sie besteht aus einem großen weißen, begehbaren Würfel, in dessen Mitte ein zweieinhal­b Meter tiefes Loch ist. Die Ränder und auch die Innenwände des Lochs hat der Künstler mit einer eigens patentiert­en schwarzen Farbe bemalt, die mehr als 99 Prozent des Lichts verschluck­t.

Kapoor wollte die Illusion erschaffen, dass der Betrachter in einen endlosen Abgrund schaut. Die meisten Betrachter dürften genau das gesehen haben, doch offenbar fiel auch dem Künstler mit den Jahren auf, dass das Loch durch das komplette Fehlen von Licht für einige ausgesehen haben muss wie ein aufgemalte­r schwarzer Fleck. Eine optische Täuschung, auf die die Aussteller darauf in mit Warnschild­ern, einer Sicherheit­sinstrukti­on und einem Aufpasser reagierten.

Doch dem kunstinter­essierten Touristen aus Italien reichten all diese Sicherheit­smaßnahmen vergangene Woche offenbar nicht. Er ging auf den Abgrund zu und stürzte hinein. Der 60-Jährige kam anschließe­nd in ein Krankenhau­s. Inzwischen geht es ihm schon wieder besser. Museumsspr­echer Rodrigues Pereira bestätigte dem Kunstporta­l ArtnetNews, dass der Italiener wieder aus der Klinik entlassen worden sei.

Die Installati­on wurde für einige Tage geschlosse­n. Bald soll sie wieder öffnen. Vermutlich mit noch mehr Hinweissch­ildern.

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Anish Kapoor in seinem Kunstwerk „Descent into Limbo“. Er weiß, dass er dem Loch nicht zu nahe kommen sollte.
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