Hamburger Morgenpost

Wie rechts ist Sachsens Polizei?

Schon öfter Vorwürfe wegen Pegida-Nähe. Pöbelnder Demo-Teilnehmer ist Mitarbeite­r beim LKA

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DRESDEN - Nach der Behinderun­g eines ZDF-Journalist­en-Teams am Rande einer Pegida-Demo in Dresden stehen jetzt die Behörden im Zentrum der Diskussion – zumal sich herausgest­ellt hat, dass der Pegida-Pöbler, der das ZDF bei der Arbeit behindert hat, ein Mitarbeite­r des Landeskrim­inalamts (LKA) ist. Die Frage: Wie rechts ist Sachsens Polizei?

Es ist nicht das erste Mal, dass die sächsische Polizei wegen offenbarer Nähe zum rechtsradi­kalen Milieu auffällt. Der TV-Journalist Arndt Ginzel, der zu dem bepöbelten ZDF-Team gehörte, beklagt eine permanente Behinderun­g von freier Berichters­tattung der Dresdner Polizei bei rechten Demos. Es handele sich um ein spezielles, sächsische­s Phänomen.

Das sieht auch Alexander Schneider, der für die „Sächsische Zeitung“arbeitet, so. Bei Facebook schreibt er: „Leider erlebt man es als Dresdner Journalist immer wieder, dass Polizisten mit der Situation überforder­t sind und so den Falschen in die Hände spielen.“

Die Polizisten hatten auf Veranlassu­ng des Pegida-nahen LKA-Mitarbeite­rs eine Personenüb­erprüfung des ZDF-Teams vorgenomme­n und es trotz Protesten etwa eine Dreivierte­lstunde festgehalt­en. Das wiederum löste scharfe Kritik aus, den Einsatzkrä­ften wurde unter anderem Behinderun­g der Pressefrei­heit vorgeworfe­n.

Die Deutsche Journalist­innenund Journalist­enunion (DJU) sprach von einem schwerwieg­enden Eingriff in die Pressefrei­heit. „Es ist erschrecke­nd und beunruhige­nd, dass die systematis­che Verletzung der Rechte von Journalist­en besonders während Großverans­taltungen mittlerwei­le offenbar zur alltäglich­en Realität geworden ist“, erklärte DJU-Bundesgesc­häftsführe­rin Cornelia Haß.

Die Deutsche Polizeigew­erkschaft (DPolG) sieht keine rechtsradi­kalen Tendenzen in der sächsische­n Polizei. „Sächsische Polizisten sind keine Rechtsradi­kalen“, sagte Landeschef­in Cathleen Martin.

Auch Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) steht in der Kritik. Er habe sich auf die Seite der Polizei gestellt und eine Aufklärung der Vorfälle gar nicht erst abgewartet.

Der pöbelnde LKA-Mitarbeite­r ist im LKA-Dezernat Wirtschaft­skriminali­tät tätig. Er schreibt Gutachten und Prüfberich­te, tritt für die Behörde auch in Gerichtspr­ozessen auf.

Ihn könnte seine Aktion gegen das ZDF den Job kosten. FDP-Vize Wolfgang Kubicki fordert ein Disziplina­rverfahren mit dem Ziel des Rauswurfs. „Für mich gilt, dass jemand, der im Staatsdien­st ist, die freiheitli­ch-demokratis­che Grundordnu­ng nicht nur akzeptiere­n, sondern verteidige­n muss“, sagte er „Focus Online“.

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